Die gute alte Fotokiste

Roland Engert

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Allgemein

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alte Fotografie

Ich liebe meine Fotokiste. Genau genommen sind es mehrere Kisten, mehrheitlich Schuhkartons.

Das sind Fotos aus einer Zeit da gab es noch keine digitale Fotografie. Für alle die nicht genau wissen was ich meine, es gab eine Zeit da verwendete man Kameras in die ein Film eingelegt werden mußte. Diesen brachte man zum entwickeln und mußte für jedes entwickelte Bild bezahlen, egal ob das Motiv gut oder schlecht ist. Das nannte man analog.

Fotografieren war eine Angelegenheit die Geld kostete und jedes mal abdrücken mußte man sich genau überlegen. Die Motive wurden wesentlich besser ausgesucht und man knipste nicht einfach drauf los. So konnte es schon mal passieren dass zur Weihnachtszeit noch ein Film im Fotoapparat war auf dem sich Urlaubsfotos vom Sommer befanden. Häufig war man überrascht was man alles fotografiert und erlebt hat. Mancher Film war ein echtes Überraschungsei. Einen Film der halb voll war gab man nicht zum entwickeln, denn man zahlte für den ganzen Film und nicht nur für Fotos die gemacht wurden.

Jedenfalls hoffte man dass der Film noch gut war denn das Filmmaterial war nicht unendlich haltbar und war auch gegenüber Klimaeinflüssen und Strahlung, wie sie bei der Gepäckdurchleuchtung am Flughafen auftritt, empfindlich. Passte man nicht auf und der Fotoapparat war starken Temperaturschwankungen und Feuchtigkeitsschwankungen ausgesetzt, so konnte man davon ausgehen dass Film und Gerätschaft in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Man konnte, je nach System das man benutzte, Dias machen lassen und zu den vielfach gefürchteten Dia Abenden einladen. Oder man konnte sich von den Fotos Papierabzüge bestellen.

Dias wurden säuberlich sortiert und Papierabzüge versuchte man in Fotoalben einzusortieren. Fotoalben hatten den Vorteil dass man thematisch Bilder zusammen fassen konnte wie Taufe, Geburtstag oder Hochzeit. Häufig sind diese eine wahre Fundgrube der eigenen Kindheit. Mit einem Fotoalbum hat man etwas in der Hand, kann etwas begreifen. Diese kann man zum Beispiel mit Gutscheinen von Gutscheinraupe.de recht günstig erstehen.

Speicherchip, Dia Abend, Fotoalbum

Seitdem die digitale Fotografie jeden Haushalt erfasst hat, hat sich einiges geändert. Der Dia Abend findet in der Form nicht mehr statt und Papierabzüge gibt es eher selten. Damit gibt es auch kaum noch Fotokisten und Fotoalben. Das meiste wird auf Festplatten und CDs gespeichert. Diese sind allerdings nicht unendlich haltbar. Nach 20 Jahren zeigt eine CD erhebliche Mängel auf, Festplatten gehen ebenfalls kaputt. Papierabzüge sind wesentlich länger haltbar als die gängigen Speichermedien.

Man kann sich durchaus fragen ob die folgenden Generationen durch die Digitalisierung überhaupt Fotos ihrer Baby- und Kinderzeit zu Gesicht bekommen. Wenn wir heute Postkarten und Fotos aus vergangen Zeiten anschauen und entdecken wie es mal ausgesehen hat, so ist es gut möglich dass auch in dieser Hinsicht eine große Lücke entstehen wird.

Digitale Fotografie ist aus unserer Welt nicht mehr weg zu denken, besonders im Hinblick auf das Internet.

Durch die leichte Verfügbarkeit der digitalen Fotografie, fast jedes Handy verfügt über eine Kamera, ist eine Schwemme an Fotos zu verzeichnen. Jede Grimasse wird fotografiert und in sozialen Netzwerken zelebriert. Die Motive, die Qualität und die Aussagekraft sind eher fragwürdig.

Es gibt unendlich viele Knipser die ihr mehr schlecht als recht fotografierten Sonnenuntergang als das große Ereignis sehen, der Kater Griesgram ist natürlich der schönste und wird in vielfacher Variation durch Foren und Facebook geschleift. Aus der Einmaligkeit wird eine Beliebigkeit.

Auf der anderen Seite gibt es wieder die Bewegung hin zum Dia Abend. Das Dia ist das digitale Foto und der Projektor ist der Fernseher. Man schiebt einen USB-Stick in den Fernseher, stellt Knabbern und Getränke zurecht und kann sich die Fotos auf dem Bildschirm ansehen. Auch Papierabzüge kommen wieder mehr in Mode. Neben den eigenen Ausdrucken die meist Mängel in der Qualität haben gibt es Fotodrucker in den großen Super- und Drogeriemarktketten. Der Vorteil, man kann gezielt Fotos ausdrucken. So entsteht doch wieder das eine oder andere Fotoalbum für die Nachwelt.

Der Nachfolger des klassischen Fotoalbums ist das gedruckte Fotoalbum. Dieses eignet sich nicht nur als Geschenk, sondern ist auch für einen selber interessant. Es ist wie mit gutem Wein, je länger ein Fotoalbum oder ein Fotobuch liegt, desto besser wird es. Irgendwann wird ein Enkel staunen wie es zu meiner Zeit war.

Natürlich wissen “Hobby”fotografen was Analogfotografie ist. Diese wird im Profibereich häufig angewendet. Keine andere Fotografie bringt so hohe Auflösungen wie die analoge Fotografie. Die Analogfotografie erfährt gerade eine Renaissance.

2 Gedanken zu „Die gute alte Fotokiste“

  1. Ja, das kenne ich habe Ordnung in meine Kisten voller alter Bilder gebracht, schon deshalb weil ich eine Auswahl für meine Fotobücher brauchte und also etliche scannte und später drucken ließ. Ich bin so froh diese alten Erinnerungen zu haben, auch wenn die Qualität voll daneben ist, aber so ein Fotobuch-Anbieter holt da schon noch das Beste raus, eine gute Methode sie neu zu konservieren. Es nervt, wenn man ein Foto sucht und es irgendwo ist und alles durchgekramt werden muss, aber es ist auch wie Blumen am Weg finden und pflücken, was da alles entdeckt wird, was längst vergessen schien.

  2. Oh das steht bei mir auch auf der To-Do-Liste. Die ganzen alten Fotos hab ich irgendwann nicht mehr eingeklebt und die fliegen alle durcheinander 🙁 Aber man entdeckt immer wieder schöne sachen…
    Da mein Vater 60 wurde, habe ich auch fotos eingescannt und für ein Pixum-Fotobuch verwendet. Teilweise hab ich die sogar aus Fotoalben abfotografiert, sonst weiß man nachher nicht mehr, wo sie herkamen. Von der Qualität war ich echt begeistert und es ist natürlich ein tolles Geschenk!

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