Der Suchmaschinenflüsterer

Roland Engert

update:

Bloggertipps & SEO

erstellt am:

Suchmaschinenflüsterer
Suchmaschinenflüsterer

Welche Fehler kann man als Bloganfänger machen? Was wird überbewertet, was wird unterschätzt.

Ein paar Gedanken im Rahmen einer Blogparade von 1001 Erfolgsgeheimnisse.

Was Blogparaden sind habe ich in dem Artikel näher betrachtet. Kurz gesprochen: Jemand ruft die gesamte Bloggerwelt dazu auf einen Artikel über ein bestimmtes Thema zu schreiben. Der teilnehmende Blog verlinkt auf den Artikel der Blogparade und verlinkt, wie in diesem Fall, seinen Artikel nochmal in den Kommentaren des Initiators.

Es gibt unzählige Artikel über das Thema “Wie starte ich einen Blog”. Dieses ist eine weitere Episode die diesem Drama hinzu gefügt wird.

Die Anfänge

Denke ich an meinen Anfang zurück, so war dieser Blog absolut ungeplant. Es gab allerdings eine Motivation. Ich wollte mit dem Blog vor allem virtuelle Signale an meine Geschwister und Freunde senden. Kurz zuvor bin ich von meiner alten Heimat weg gezogen.

Mein neues Domizil ist Ostfriesland. Nun könnte man meinen in Ostfriesland braucht man keinen Blog, man könne sich doch ohne weiteres mit Lichtsignalen über weite Distanzen verständigen. Im Prinzip ja, aber bis nach Bayern reicht meine Taschenlampe nicht, da liegen die Kasseler Berge dazwischen.

In die Blogwelt einzutauchen wie ich es getan habe, hat Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist die Unbeschwertheit und Leichtigkeit des Unwissenden und die eindimensional fixierte Motivation.

Wo ist die Unschuld geblieben?

Als Vertreter des männlichen Geschlechts mußte ich mir diese Frage nie ernsthaft stellen. Männer sind von Haus aus nicht unschuldig. Wenn jemand die Erbsünde zu tragen hat, dann die Männer. Bei Frauen ist das etwas anderes.

Es gibt sowas wie eine Blogunschuld, ein unverdorbener Blog der friedlich vor sich hindümpelt und allen die ihn kennen große Freude bereitet. Ist in aller Regel auch nicht schwierig, bei 3-5 Leuten die den Blog kennen und lesen.

Den Tag an dem die Blogunschuld verloren ging kann ich gar nicht benennen, ich weiß nur noch dass ich über den Begriff SEO gestolpert bin und ahnte dass sich dahinter etwas großartiges verbergen muß.

Dass im Vergleich zu SEO ein Rechtsstudium eine locker-feuchtfröhliche Afterworkparty ist sagt einem ja keiner.

Fehler 1 – Glaube jedem Suchmaschinenflüsterer

Gerät man als Anfänger an einen SEO Artikel hat man Mühe  den ersten Absatz ohne Kopfschmerzen zu überwinden. Alleine um die Fachbegriffe zu verstehen benötigt man mindestens 5 weitere geöffnete Tabs im Browser, mindestens.

Das heißt aber nicht dass das ganze dann einen Sinn ergibt, man weiß nur dass es Abkürzungen gibt und was sie bedeuten könnten. Auf könnten liegt die Betonung, denn die Fachwelt spricht nicht eine Sprache. Jeder ist um Deutungshoheit bemüht. Nur weiß man das als Anfänger nicht.

Dir wird klar, jeder weiß was SEO bedeutet, nur du selbst hast noch nie davon gehört. Jetzt versteht man was Merkel mit Neuland meint.

Fortan nagt der Wunsch auch ein Suchmaschinenflüsterer zu werden.

Fehler 2 – Plugins sind Sammlerobjekte

Es dümpelt der Blog vor sich hin. Man weiß inzwischen was Widgets sind. Das ist die Seitenleiste, aber auch nicht immer.

Die letzten Beiträge, die letzten Kommentare, meistgelesene Beiträge und ein Archiv haben die meisten Blogs in diesem Bereich vorzuweisen. Wenn man doch auch Kommentare, viele Artikel und dann auch noch Meistgelesene Artikel hätte. Hat man aber nicht.

Also muß dieser weiße Platz gefüllt werden. Was bietet sich da mehr an als das stöbern im Pluginverzeichnis. Zitate wäre doch was, oder ein Bild, chinesischer Glückskeks, Mondphasen oder Wetter. Der Seitenleiste ist schließlich unendlich lang – theoretisch.

Stolz blickt man auf seinen Blog, es rührt sich was, zumindest beim Wetter und den Mondphasen.

Plugins sind was für Sammler und Jäger. Und je unbekannter ein Plugin ist, desto wertvoller muß es sein, denn es scheint noch keiner entdeckt zu haben. Also immer her damit und fleißig installieren.

Fehler 3 – Sicherheit wird überbewertet

Admin + 123456 = Haustüre offen stehen lassen. Nicht jeder wird in die Wohnung schauen, die meisten sind doch irgendwie ehrlich. Aber es reicht ein Unehrlicher aus um sich darüber aufzuregen dass das Internet voller Leute ist die offene Haustüren missverstehen.

Der Totenkopf der statt der vielen Plugins einen aus dem Bildschirm anstarrt, nachdem jemand das mit der offenen Haustüre missverstanden hat, ist eine eindeutige Botschaft. “Danke für die offene Haustüre”. Selten dass ein Dieb eine Visitenkarte hinterlässt. In dem Falle nützt sie aber nichts.

Nach einer Minute starren auf den Totenkopf glaubt man er bewegt seinen Unterkiefer und sagt: “Na? Hast du auch immer brav deine Sicherheitskopien gemacht?” Wenn dort wenigstens ein Mensch zu sehen wäre, hätte man ein Ziel. Aber einen Totenkopf nochmal umzubringen macht keinen Sinn.

Wenn man Glück hat, hat man einen Provider den man telefonisch erreichen kann, ohne Dauerwarteschleife. Dieser erklärt dass das gar nicht durch ein unsicheres Passwort passiert ist, nein es war ein Hintertürchen im Wettermodul, jenem Plugin das eine Rarität ist weil es kaum einer nutzt.

Jetzt weiß ich auch dass die Bewertung 1 nicht sehr gut heißt, es ist genau umgekehrt.

Nach drei Sätzen mit dem Provider gesellen sich zu meinen Bauchschmerzen auch die hinlänglich bekannten Kopfschmerzen.

Aus diesem Vorfall habe ich Konsequenzen gezogen.

[rp] Nehme aus Überreaktion kein Passwort mit 164 Zeichen. Beim nächsten einloggen wird man auf Probleme stoßen, vornehmlich die des eigenen Gedächtnisses.

[rp] Installierst du ein Plugin das nach ungültigen Einlogversuchen die IP bannt, so stelle nicht auf 1 Fehlversuch und banne die IP nicht lebenslang. Es ist lästig sich ständig über die Datenbank selbst ein neues Passwort zu vergeben oder Plugins zu deinstallieren.

Fehler 4 – motiviere dich mit Kennzahlen

Wir sind von der Aussagekraft von Statistiken überzeugt, solange sie andere betreffen.

Statistiken die uns betreffen sind das was sie sind, frei interpretierbare Zahlenketten.

Und wir sind von uns überzeugt dass wir gut interpretieren können. Schließlich strotzen wir von Selbstbewußtsein und hängen dem Irrglauben an, man könne alles erreichen, man muß nur wollen. Der sichere Weg in eine Depression.

Nieder mit den Dauerbrennertipps wie gute Texte, Ladezeitenoptimierung oder responsive Design, – alles Warmduscherzeugs.

Wir wenden jetzt Insidertricks an, basteln unser eigenes ultimatives SEO, werden zu Suchmaschinenflüsterern und kontrollieren zugleich den Erfolg auf vielen Onlineseiten die da einiges an Kennzahlen ausspuken.

Nach 3 Tagen kommt man zu der Überzeugung dass diese Tools allesamt kaputt sind, da ändert sich nichts an den Zahlen. Da hat wohl ein Hacker zugeschlagen und die haben es noch nicht gemerkt – Memmenvolk.

Nach 3 Wochen müssen verschärfte Insidertricks her. Denn in einer Statistik lässt sich die Zahl 0 schlecht interpretieren, weder in die eine noch in die andere Richtung.

Es wäre doch gelacht wenn wir nicht den grünen Balken, auch Pagerank genannt, nach oben bringen.

Am Tag X geht der Balken nach unten. Hat Google mich nicht verstanden? Ab ins Insiderboard die immer so tolle Tipps gegeben haben.

Ich will ja, also wird es gehen.

Tipp 1 – erkennst du dich wieder?

Erkennst du dich in einigen Punkten wieder? Gut, dann hast du schon Eintrittsgeld bezahlt. Dir steht einer erfolgreichen Bloggerkarriere nichts im Wege, außer SEO, böse Buben, Statistiken, Google, das Internet im allgemeinen und du selbst.

Starte durch, du stehst am Anfang, alle Höhen liegen vor dir, inklusive der tiefen Täler durch die man muß um zum nächsten Gipfel zu gelangen.

Tipp 2 – jeden Tag eine andere Sau

Wenn du das Gefühl hast, jeden Tag wird eine neue Sau durch die SEO-Welt getrieben, so hast du Recht.

Nehme die täglich erscheinenden Tipps als das was sie sind, als eine andere Sau. Beachte grundlegende Basics, verwende gegebenenfalls ein SEO Tool und höre auf dein Bauchgefühl.

Ergänze nach und nach dein Wissen und nicht alles auf einmal. Gebe deinem Blog eine Persönlichkeit die dir Freude bereitet. Denn du wirst deinen Blog lieben müssen sonst kommst du damit nicht weit.

Betrachte deinen Blog als dein Kind. Es will heranwachsen und du bist dafür zuständig das Kind zu erziehen. Verzweifle nicht, vor allem wenn dein Blog ins Teenageralter kommt. Dann wird es Zeit um sich in einem Forum für Blogger mit schwer erziehbaren Blogs anzumelden.

Dort werden dir wieder viele Suchmaschinenflüsterer begegnen.

Fazit

Zusammengefaßt kann man sagen dass obig geschriebenes teilweise ein echter Schmarrn ist. Aber ein paar Körnchen Wahrheit sind dort dennoch zu finden.

Mein genereller Tipp – schreibe Artikel die Leser interessieren. Autsch – zu langweilig der Tipp? Es ist ein Tipp mit dem jeder klar kommt. Wer ihn befolgt hat schon die halbe Miete.

Was ist die andere Hälfte der Miete? Das kann dir nur ein Suchmaschinenflüsterer beantworten.

16 Gedanken zu „Der Suchmaschinenflüsterer“

  1. Sehr guter Artikel. Ich habe mich köstlich amüsiert. Aber bei allem Amusement, muss ich doch sagen: Teilweise habe ich mich wiedererkannt.

    Ich habe vor 5 Jahren mit Bloggen angefangen und habe einen Teil der Fehler gemacht, die du beschrieben hast.

    Nachdem ich aber, als mein Blog tatsächlich der schwer erziehbare Teenager geworden war und nicht mehr auf mich hören wollte (er stürzte immer wieder ab), habe ich herausgefunden, was ihm nicht gepasst hatte.

    Ich hab dann mit ihm unsere Sachen gepackt und bin umgezogen. Jetzt sind wir ein gutes Team, und er gehorcht mir. Und jetzt kann ich auch das machen, was mir mit meinem Kind am meisten Spaß macht: Schreiben, was das Zeug hält, über Dinge, die mich und meine Leser interessieren. Und genauso muss es in meinen Augen sein.

  2. Hallo Henning, ich mußte köstlich schmunzeln als ich deinen Kommentar las. Es gibt also noch mehr Leidensgenossen in der weiten Welt 🙂

  3. Oh ja.. Vor einiger Zeit habe ich stundenlang damit verbracht, den ultimativen Trick zu finden um ohne viel Mühe in den Suchergebnissen nach vorne zu wandern. Irgendwann musste ich auch realisieren, dass die Blogartikel selbst das Wichtigste sind (und vor allem natürlich die Leser und nicht eine Maschine).

    Danke für deinen Artikel und die interessante Herangehensweise 🙂

    Liebe Grüße
    Martin

  4. Hallo Martin, und ich danke dir für die Blogparade und für deine überaus interessante Seite. Es gibt nur wenig Seiten für die mir Zeit bleibt. Auf deiner verweile ich gerne und kann immer wieder etwas gutes mitnehmen.

  5. Guter Artikel und so viele Fehler die man machen kann. Leider muss man sagen, dass zu viele bei Google ganz nach vorne wollen und deswegen jeden erdenklichen Trick anwenden, den sie finden, was meistens eher nach hinten losgeht. Es ist schade, dass so viele eher fürs SEO und Google bloggen als für die Leser. (und dabei leider das Niveau der Bildzeitung gerade mal erreichen)

  6. Ein schöner Post, vor allem die “anschaulichen” Beispiele zu Plugins und Passwörtern…
    WordPress zu installieren ist grob fahrlässig, es ist eine einzige Sicherheitslücke mit ein paar Bloggingfeatures, die manchmal auch funktionieren 🙂 Ein .htaccess-Passwortschutz für das wp-admin-Verzeichnis ist Pflicht (und erspart das IP-Ban-Plugin). Beim Thema SEO kann ich Neulingen nur raten, möglichst schnell die Flucht zu ergreifen, wenn dieses Stichwort irgendwo auftaucht. Google hat in den letzten Jahren enorm dazugelernt und jede SEO-Maßnahme ist nahezu eine Garantie für den Mißerfolg, egal ob mit schwarzer oder weißer Kopfbedeckung. Ist der Blog dagegen für menschliche Besucher einladend, wird auch der Suchgigant ihn mögen.

  7. Hallo Sebastian, das mit dem htaccess ist das beste was man tun kann. Allerdings sollte man, wenn mal ein Template oder eine Funktion nicht so will wie es soll, nachsehen ob es dann an diesem Schutz liegt. Ist mir schon mal passiert. Allerdings gibt es keine Diskussion um den htaccess-Schutz, dann muß man sich etwas anderes einfallen lassen.

  8. Ich lieb Dich für diesen Artikel :). Sorry, musste jetzt einfach raus. SEO wird überbewertet und macht die Menschen nur kirre im Kopf. Klar, was die Suchmaschine nicht versteht, kann sie nicht einsortieren. Ein oder zwei kleine Hinweise in die richtige Richtung aber müssen einfach genügen. Der Rest ist für den Leser und für den Blogger – der soll nämlich auch den Spaß nicht verlieren.

  9. Ich habe den Artikel auch mit großer Interesse gelesen, wobei ich (außer paar Bloglisteneinträge) bisher keine SEO Sachen gemacht habe… Aber mit dem Begriff auf vielen Stellen quasi gegen meinen Willen aufgedrückt bekommen.

    Fehler 2: Ich finde es grauenvoll, wie manche Blogger ihre Seitenleisten vollpumpen. Da sieht man nicht mal den Inhalt vor lauter Widgets. (Oder Design)

    Zu Fehler 4: Bei Statistiken sind aber enorm viele Helfer dabei, die Zahl 0 erheblich zu erhöhen – die Spammer. Und die kommen sogar ohne besondere Einladung ;D

    Was mir aber am meisten missfällt, dass man immer mehr Schnäppchen und Werbeblogs findet … ohne Ende

  10. Vorab, eine lesenswerte Seite hast du 🙂
    Das mit den Werbeblogs, wenn guter Inhalt vorhanden ist, habe ich nix dagegen wenn jemand nebenbei etwas verkauft. Aber nur diese Gutscheinblogs…, nö die mag ich auch nicht.

    Also den einen oder anderen Eintrag auf einer Bloglistingseite ist doch in Ordnung. Gerade am Anfang kann das eine gute Orientierung geben. Ausserdem kann man dort immer wieder mal eine gute Idee mitnehmen.
    Eigentlich kann dir alles als SEO unterstellt werden, und sei es das korrekte Ausfüllen der Metaangaben *gg*

  11. Ich meinte nicht nur Gutscheinblogs sondern auch Artikeltestblogs usw. Bei Werbeblogs ist aber meist auch nur Einseitige Sichtweise da, die ja darauf abzielt Käufer zu finden. Da zu unterscheiden, ob der Werbender Seriös oder nicht ist finde ich schon ziemlich schwierig.

    Hinzuzufügen ist dass ich die Bloglisten gerne als Anlaufpunkt für interessante neue Blogs / Artikel verwende, wobei die Übersicht nicht immer gelungen ist

  12. Diese Testblogs – häufig geben Unternehmen Geld oder die Ware für ein für einen Testbericht. Für ein paar Euro kann man ein Produkt nicht komplett betrachten. Und wenn dann etwas Testblögchen heißt, bin ich mir sicher dass hier ein Produkt nicht umfassend gestestet wurde, sei es Reparaturanfälligkeit oder sonst was. Da lässt man allzu negatives weg weil es Mühe macht und man ja wieder einen Auftrag möchte.

    Schlimm bei diesen kleinen Testblogs ist es, dass die meist sehr gut vernetzt sind und unheimlich viele FB und G+ Signale anhäufen. Wobei es gute Tester gibt, die viele relevante Punkte betrachten und unabhängig bewerten.

    An der Übersicht und an den Suchfunktionen könnte mancher arbeiten, das stimmt 🙂

  13. Naja, auf die Frage: “wie ziehe ich einen Blog auf”. Kann ich nur sagen das die Basics, Ausdauer und etwas Glück sich meistens bewährt haben. Letzteres kann man halt nicht sonderlich beeinflussen.

  14. noch eins. Beim installieren von wordpress unbedingt den tabellenpräfix ändern. Ansonsten stimme ich dir zu einen sicheren Benutzernamen und ein sicheres Passwort zu vergeben. Letzteres ist natürlich vollkommen klar. 😉

Schreibe einen Kommentar