virtueller Psychiater SimSensei

Roland Engert

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Computer, Internet

erstellt am:

SimSensei - virtueller Psychiater

In Zukunft kann man sich mit dem Psychiater auf der eigenen Couch unterhalten.

Langfristige Absprachen über Termine und Anfahrten gehören der Vergangenheit an.

Ganz so weit ist es noch nicht, aber die ersten Schritte in diese Richtung sind gemacht.

Kinect erkennt Gesichtsausdrücke und Gestiken

Die University of Southern California hat das Programm SimSensei entwickelt um Depressionen zu erkennen. Dazu wird auf Kinect zurück gegriffen.

Kinect ist eine Sensorleiste mit der die X-Box eine neue Generation von Spielen einläutete. Die X-Box analysiert und reagiert auf Bewegungen.

Gekoppelt mit einer weiteren Webcam analysiert das Programm SimSensei Körpersprache und Gesichtsausdrücke und will so Depressionen erkennen.

Der virtuelle Psychiater agiert dabei zwischenmenschlich. Nicken und Worte wie: “Ja, verstehe, ok” sollen dem Patienten einen Eindruck vermitteln der nahe am Menschen liegt.

Auch Smalltalk ist mit eingebaut. Sagt man zum Beispiel man kommt aus Los Angelos, dann antwortet das Programm dass “er, es” auch zufälligerweise von dort stamme.

Das lesen feinster Microbewegungen im Gesicht ist eine Kunst. Im Gesicht steht die Wahrheit, man muß sie nur lesen können. Ob das ein Programm kann?

Mehr als ein Spaß?

SimSensei soll kein Ersatz für eine Behandlung beim Psychiater oder Psychologen sein. Das würde schon daran scheitern dass keine Medikation stattfindet. Spätestens an dieser Stelle ist die Grenze für das Programm erreicht.

Es soll aber durchaus so etwas wie ein Vorgespräch ersetzen können, eine Erstdiagnose. Es gibt wesentlich mehr Menschen die an Depressionen leiden als landläufig bekannt.

Doch was nützt es wenn mir das Programm sagt, ich wäre depressiv? Macht es mich erst richtig depressiv? Was ist als Depression definiert? Liebeskummer – Verlust eines Haustieres? Das sind alles Tiefpunkte in der Psyche eines Menschen.

Dann stellt sich mir noch weiter die Frage ob es der seelischen Hygiene dient wenn man alles mit einem Psychologen oder Psychiater bespricht. Ist das nicht ähnlich dem Effekt dass man umso empfindlicher wird je mehr man sich vor Schmutz zu schützen versucht?

Haben wir nicht das Gefühl, beziehungsweise sogar die wissenschaftliche Bestätigung dass Kinder die mit nichts in Berührung kommen eine ganze Reihe Allergien entwickeln?

Meine Meinung ist die, dass man nicht für alles und jeden einen Psychologen / Psychiater braucht. Gibt es noch ein Programm das man schnell mal vor dem schlafen gehen anschaltet geht meiner Meinung nach ein großes Stück Eigenverantwortung verloren.

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