Leven achter´d Diek – No. 20

Roland Engert

update:

Deichjournal

erstellt am:

Frost Tannenzweig

Die Schneepracht ist dahin und es wird auch so schnell keiner mehr kommen. Zweistellige Plusgrade sind jetzt eher angesagt.

Letzte Woche habe ich mit jemanden zusammen eine große Fichte am Haus gefällt. Knapp 30cm Durchmesser hat der Stamm, also ein ganz schönes Schwergewicht.

Der Stamm an sich war gesund, doch die Nadeln waren zu 30% permanent braun, ein Zeichen dass er krank ist oder sich nicht besonders wohl fühlt. Würde er woanders stehen, ich hätte ihn stehen lassen, aber er steht genau in Sturmrichtung und die Freundin hatte Sorge dass bei einem richtig heftigen Sturm der Baum aufs Haus fällt.

Ich habe eine Höhe von 2m stehen lassen, vielleicht möchte ich eine Eule auf das obere Ende schnitzen oder schnitzen lassen. Oder man kann ein Futterhäuschen oben drauf montieren. Ich kämpfe noch, die Freundin will das eigentlich ganz weg haben.

Kranzbinden

Kranz binden
Die ersten Meter sind fertig

Am vergangenen Wochenende gabs eine große Feier. Der Nachbar feierte diamantene Hochzeit, 60 Jahre verheiratet.

Sein Hochzeitstag war 3 Tage nach seinem Geburtstag. Rechnet man zurück so war er 21 Jahre und 3 Tage alt als er geheiratet hat. Denkt man in der Zeit zurück, so war die Volljährigkeit zu dieser Zeit 21 Jahre. Es war ein Kind unterwegs, so sagten mir die Alten im Dorf.

Wie letztes Mal schon geschrieben war ich zum Kranzbinden wegen dieses Festes. Das ist eine alte Tradition in Ostfriesland. Es wird ein Kranz oder Bogen aus Tannenzweigen gebunden und beim Jubilar am Haus angebracht.

Meist ist der Tag abgesprochen damit genug Schnaps und was zu Essen bereit steht wenn die Nachbarschaft kommt und die gebundene Girlande anbringt. Während des Anbringens dürfen die Jubilare nicht vor die Türe treten.

Zum Kranzbinden waren wir ca. 10 Leute, 5 Tannen á 3 Meter hoch, ein Hund und saukälte. Der Kranz wurde in einer Scheune gebunden dessen Tor offen war und der kalte Ostwind so richtig rein gepfiffen hat.

Es gibt eine klare Arbeitsteilung. Die Männer machen die Arbeit mit Äste schneiden, diese um einen Kern wickeln und mit Draht fest machen. Die Frauen sind dann für Zierrat wie Blumen zuständig.

Als die Girlande fertig war haben wir uns entschlossen die Girlande sofort anzubringen und nicht wie abgesprochen am Folgetag. Denn am Folgetag hätten einige nicht dabei sein können die beim binden geholfen haben. Und wer will sich den Schnaps schon entgehen lassen, so der ostfriesische Tenor.

Also alle zum Jubilar mit Girlande im Schlepptau. Die Girlande wurde angebracht und dann gab es Kuchen und Schnaps. Tee wurde auch angeboten, aber darauf reagiert hat keiner.

Die Gratulanten stehen an.
Die Gratulanten stehen an.

Die Feier am Samstag war ziemlich groß. Das ganze fand in einer sehr guten Gaststätte statt die auch ein Kinderparadies mit angeschlossen hat.

Ich machte den Chauffeur für den Jubilar. So konnte er auf seiner Feier ohne Bedenken trinken. Knapp 60 Leute waren anwesend. Eingeladen waren Nachbarschaft, Freunde und engere Verwandtschaft.

Das schöne an der Feier war dass ich den ganzen Tag kein Smartphone gesehen habe, keiner musste irgend etwas auf Facebook posten oder ein Selfie machen. Essen großartig, Unterhaltung großartig, ein toller Tag.

Und ich hatte beste Unterhaltung mit diesen Leuten. Jeder kannte mich, woher auch immer. Ich kannte die meisten nicht.

Bilder der Woche

[box title=”Girlande anbringen” box_color=”#e18b30″ radius=”4″ style=”bubbles”]

Ehrengirlande anbringen

Die Girlande ist fast fertig angebraucht. Zwischendurch gabs Schnaps, aber ohne wäre es auch nicht schneller gegangen. [/box] [box title=”Jubilar begutachtet die Girlande” box_color=”#e18b30″ radius=”4″ style=”bubbles”]

Girlande fertig angebracht

Der Jubilar öffnet soeben die Türe, die letzten Handgriffe sind getan. [/box] [box title=”verräterische Zeichen” box_color=”#e18b30″ radius=”4″ style=”bubbles”]

frostige Spinnweben

An besonders frostigen Tagen an jeder Ecke zu finden, die Spinnengrüße. Im Grunde sind wir von Spinnen umgeben. [/box] [box title=”Der gute Geschmack der Woche” box_color=”#e18b30″ radius=”4″ style=”bubbles”]

Obstkuchen

Der gute Geschmack der Woche. Geburtstagskuchen vom Nachbarn.  [/box] [box title=”O Tannenbaum, o Tannenbaum…” box_color=”#e18b30″ radius=”4″ style=”bubbles”]

Fichtenzweige Frost

Der Zweighaufen von der Fällaktion. Das muss noch sauber ausgeschnitten werden. [/box]

Zum Schluß

Am Mittwoch kommt unser neuer Zuwachs. Das Hunderudel wächst dann auf 4 Hunde an. Ich bin schon sehr gespannt auf den neuen.

Fertige Holzeule, wenns mit meiner nix wird, besorge ich mir diese.

 

26 Gedanken zu „Leven achter´d Diek – No. 20“

  1. Tja, der Winter, der ein Sommer war. Wenn das jetzt jedes Jahr so wird, nähe ich mir einfach ne warme Fell-Badehose und ab die Post ^_^
    Ich würd die letzten 2 Meter auch abschneiden, denn für die Eule gibts sicher einen geeigneteren Platz. So muß man gezwungenermaßen den Platzt akzeptieren,wo die Tanne mal stand – auch wenn das vielleicht nicht der geeignetste ist.
    Hmmm… und wieder lecka Kuchen. So wies aussieht, hab ihr da oben jeden Tag Sonntag? Ich glaub’ ich zieh auch rauf – natürlich des milden Klimas wegen 😉

  2. @Bo, Fell BAdehose klingt super 😀 Der Geburtstagskuchen schaut aber echt super lecker aus. Ich glaub ich lauf mal gelich in die nächste Bäckerrei rüber!

    @Roland machst du auch Bilder von deinem Hundezuwachs?

  3. Den Baumrest würde ich nur stehen lassen um Vogelkästen hinzuhängen. Die Eule – Bo kann das. Da bekommst du eine richtig gut aussehende. Oder du wartest, bis ich wieder Raku “Workshoppe”, dann frag ich mal nach, ob man den Ton anders brennen kann, damit er auch für draußen hält.
    Auf weitere Fotos vom Hundeopa bin ich auch gespannt – Master Yoda lässt grüßen.

  4. @Schwesta: Man kann Ton schon beim Brennen glasieren… und zwar, indem man Salz mit in den Ofen gibt. Man kann den Ton aber auch nachträglich (nach dem Brennen) mit GFK-Künstharz (ohne Glasfasergewebe) überpinseln… das machen wir fast mit all unseren Skulpturen im Wildgarten – egal aus welchem Material sie sind ^_^

  5. @Bo – super Tipp. Der Rakubrand ist ja mit ziemlicher Hitze und Sägespänen damit der Ton dann schwarz wird. Beim ersten Brand wird er deswegen nicht glasiert. Aber das mit dem GFK Kunstharz ist echt ne gute Option. Danke.
    Ob das Zeug auch für Nässeschutz bei der Kleidung hilft?

  6. @Schwesta: Als Nässeschutz bei Kleidung nur bedingt zu empfehlen, den die Kleidung würde so steif, daß wenn dich ne Windboe erwischt, du Ruck-Zuck in Friesland stehst.
    (Vor Alluminium hat man Flugzeuge deshalb aus GFK und Kunstharz gemacht… In Verbindung mit Gewebe – wie z.B. Kevlar – sogar unglaublich verwindungssteif. Mein erstes Wildwasser-Kajak hab ich damals aus dem Zeug gemacht, was seiner Zeit das Non-Plus-Ultra war!)
    Also bei Kleidung nur Verwenden, wenn du für längere Zeit “günstig” verreisen willst! ^_^

  7. @Bo Das erinnert mich doch stark an Epoxidharz, den ich öfters für meine Modellflugzeuge benutze. Eignet der sich auch zu bepinseln von Ton?

  8. Ich wollte eigentlich nur mal nachfragen ob von dem leckeren Kuchen noch etwas da ist???? Da bekomm ich auch gleich Appetit.
    Die Bilder vermitteln so eine Gemütlichkeit. Das gefällt mir sehr gut!

    VG Jan

  9. @Alex – ichkenne das über meinen Mann eben auch vom Modellbau. Die Frage ist, wenn man Ton von oben oder außen bepinselt, ob die Feuchtigkeit, die dann ja von innen ran kann, den Ton nicht doch zum bersten bringt, weil Harz mit Härter eben -hart- ist. Wahrscheinlich müsste man innen auch beschichten. damit er nicht feucht wird und Spannungunterscheide herrschen im Material.
    Naja ich mach dieses Jahr dann erst mal nen Versuch mit ner kleinen Eule …
    Lg Schwesta

  10. Ja, @Alex, das ist Epoxidharz, und es geht auch bei Ton.

    Voraussetzung ist aber, daß der Ton nicht mehr Feucht ist – also gebrannt. Dann jedoch, gibts keine Probleme.
    Theoretisch könnte man das sogar mit Tassen und Tassen machen, wenn Epoxidharz die DIN EN 71/3 erfüllen würde (also Speichel- und Schweißecht). Erfüllt es aber nicht. Doch für künstlerische Exponate im Außenbereich überhaupt kein Problem.
    Wir haben schon Skulpturen nur mit Sackleinen und Epoxid gamacht, die bis heute noch stehen; bei jeder Witterung; und das schon seit Jahren.

    @Schwesta: Lol… einschmieren hört sich so händisch an. Da wirste dich aber Wundern. Denn wennste 1 Minute zu lang rebst oder schierst, bleibt die Hand dran – für immer und ewig. Nennt man dann “zeitloses Design”! ^_^

  11. @Bo – ja das würde dir so passen. Wäre ich ja dafür verantwortlich dass du dich totlachen würdest wenn ich mit der Eule an der Hand als zeitloses Design rumlaufen muss.
    Das mit dem Sackleinen ist auch ne gute Idee. Nein – nicht um dran kleben zu bleiben *tsts*

  12. Ich war erst gestern noch zum Kranzbinden eingeladen. Ist nicht so meins, wenn ich ehrlich bin. Aber mit genügend Alkohol ist das natürlich kein Problem 😉

  13. @Schwesta: Sag einfach, daß du eigentlich ne Kuckucksuhr wolltest, aber momentan sind halt Eulen-Uhren der letzte Schrei am Handgelenk… Wichtig: Nicht vergessen, die Eier-Uhr in der Hosentasche aufzuziehen, damit’s auch richtig toll tickt. ^^
    Sollte plötzlich ein S.W.A.T. Team vor dir stehen, grinsen und absolut keine hektischen Bewegungen machen…

  14. Es ist selten geworden, dass man auf einer Familienfeier keine Smartphones sieht. Sehr Schade.
    Aber der Kranz ist sehr schön geworden!
    Leider gibt es nicht so einen Brauch in meinem Wohnort.

  15. @Schwesta: Erfahrungswerte aus grauer Vorzeit 😉 So Einsatzkommandos, sind zwar hart im nehmen, sind aber wahre Nervenhemdchen. Und da Grinsen ja beruhigend wirken soll, soll das angeblich das einzige Kommunikations-Signal sein, das sie “wenigstens ein wenig” aufhällt.
    Wertigkeiten, nach denen entsprechend gehandelt wird, sind:
    – Wehren (Angreifen): ++
    – Hektische Bewegungen: +
    – Schreien: +
    – Grinsen: ?

  16. Also Lachen schafft niemand. Deshalb haben die das auch nicht im Programm. Lachen kennen die nur aus dem Ausbildungsprogramm – und dafür mußten sie in den Keller.
    Sollte dir tatsächlich in so einer Situation ein lachen glücken – Respekt, und viel viel Glück! ^_^

  17. Aus dem Zweighaufen kann man kleiner Bündel machen und Hervoragend zum gemütlichen Lagerfeuer verwacheln, manche hauen das durch den Hechsler 😉 welch eine Verschwendung.

  18. Das leckere Stück Kuchen macht echt Appetit.

    Werd morgen gleichmal den Bäcker meines Vertrauens besuchen 😉

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