Redewendungen und Zitate genauer betrachtet #4 – Aller guten Dinge sind drei

Roland Engert

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Weisheiten + Zitate

erstellt am:

aller guten Dinge sind drei
aller guten Dinge sind drei

Das ist der vierte Beitrag zu meiner Zitatereihe und hätte besser letzte Woche gepasst, zumindest von der Zahl her. Allerdings nicht was den eigentlichen und tieferen Sinn des Zitates ausmachen. Warum? Dazu mehr am Schluß.

Ist es überhaupt ein Zitat? Nein, es gibt keinen namentlichen Urheber. Ist es eine Redewendung? Aller guten Dinge sind drei hat sich inzwischen zu einer Floskel und einer Redewendung gewandelt.

Aller guten Dinge sind drei ist ursprünglich ein Gesetz, eine Rechtsprechung. Es ist im Ursprung ein sogenanntes [highlight background=”#f6cf34″]Rechtssprichwort[/highlight].

Aller guten Dinge sind drei – Rechtsprechung

Zu einer Zeit als Gesetzesbücher Mangelware waren, beziehungsweise überhaupt nicht vorhanden waren, gab es Gesetze die ohne schriftliche Form ihre Gültigkeit hatten. Diese waren wie geschriebene Gesetze anzusehen. Die Gesetzgebung war häufig einer Willkür oder Laune unterworfen.

Allgemeingültige Gesetze wie aller guten Dinge sind drei waren aber derart verankert dass diese nicht ohne weiteres von der Gerichtsbarkeit umgangen werden konnten. Somit war der Willkür etwas Einhalt geboten.

Beispiele für die Anwendung des Gesetzes im Mittelalter

Wie die Zahl drei schon andeutet, war etwas dreifach erlaubt oder musste dreimal vollzogen werden.

Die Ladung vor ein Gericht konnte zweimal straffrei ausgeschlagen werden, beim dritten mal musste man der Gerichtsladung Folge leisten. Dieses ist auch bei Reineke Fuchs von Goethe, das auf mittelalterlichen Vorlagen beruht, so. Zwei Boten hat Reineke Fuchs übel mitgespielt.

Es gab den gestatteten Mundraub. Wer zu Fuß unterwegs war, konnte sich Äpfel und Birnen straffrei aneignen, bis genau 3 Stück.

In einem Geschworenengericht mussten mindestens 3 der Schöffen in ihrem Urteil übereinstimmen.

Im Schiffsrecht war es üblich die Strafe, vornehmlich Schläge, dreifach auszuführen.

Die Zahl 3 – Glaube, Märchen, Mystik

[rp]Der Zahl drei begegnet man fast auf Schritt und Tritt. Die Zahl scheint eine natürliche Ästhetik zu haben so dass man sich ihrer kaum entziehen kann. Der goldene Schnitt zum Beispiel ist in etwa 2/3 zu 1/3.

[rp]Die Zahl ist häufig in der Mystik, in Sagen und Märchen anzutreffen. Zum Beispiel im Märchen “Der Teufel mit den drei goldenen Haaren” von den Gebrüdern Grimm.

[rp]Hexsprüche werden dreimal wiederholt um sie wirksam werden zu lassen, zumindest ist es hie und da so zu lesen. Im Prinzip ist das logisch, denn zweimal kann der Spruch abgelehnt werden, das dritte Mal muß er angenommen werden.

[rp]Im Aberglauben ist die Zahl drei zum Beispiel vertreten wenn man ein Geldstück findet, vornehmlich einen Pfennig. Spukt man dreimal darauf, soll es Glück bringen. Auch ich bücke mich nach Glückspfennigen und spuke symbolisch dreimal drauf. Auch hier fast eine Logik wenn man davon ausgeht, dass das Glück sich zweimal einer Aufforderung weigern kann, aber beim dritten Mal gehorchen muß.

[rp]Aber noch größere Bedeutung hat die drei im Glauben. Hierbei geht es um die Dreifaltigkeit, Gott Vater, Sohn und den heiligen Geist.

[rp]3 ist eine Primzahl, also nur durch 1 oder sich selbst teilbar. Mit die berühmteste Primzahl dürfte die 13 sein die im Aberglauben eine große Rolle spielt.

Aller guten Dinge sind drei – im Alltag

Heute ist von dieser alten Rechtsprechung nichts mehr übrig geblieben wenn man diese Redewendung anwendet.

Die Redewendung ist eher zu einem [highlight background=”#f6cf34″]Hoffungsprinzip[/highlight] geworden. Ich habe eine Prüfung zweimal nicht bestanden, beim nächsten Mal wird es klappen – noch ist nicht alles verloren.

Fast klingt es wie ein Anspruch darauf dass es nun klappen muss, denn immerhin ist es zum dritten Male. Es gibt natürlich keinen Anspruch aber die starke Hoffnung jemand übergeordnetes der etwas von Gerechtigkeit versteht wird ein Einsehen haben.

Die Redewendung strahlt Ruhe aus, gerade im größten Stress in der größten Not wird ein [highlight background=”#f6cf34″]sanftes Ruhekissen[/highlight] geboten das Erlösung bietet. Man hat eine einfache Regel die die Situation vorerst klärt und zur Ruhe bringt.

Die Redewendung zeigt aber auch eine Grenze die nicht überschritten werden sollte. Der guten Dinge sind drei, aber was ist mit vier? Wer eine Prüfung erst beim dritten mal schafft, dem sei es zugestanden. Was ist mit dem der noch einen Anlauf braucht? [highlight background=”#f6cf34″]Das dritte mal ist sozusagen die letzte Chance[/highlight].

Zum Schluß

Aller guten Dinge sind drei ist für mich ein hervorragender [highlight background=”#f6cf34″]Trostspender[/highlight], zumindest für den Augenblick. Man bekommt Zeit und Luft um mit einer misslungenen Sache umgehen zu können. Man sieht noch eine Chance und verlegt sich auf Hoffnung und Kampf.

Aus dieser Sicht ist die alte Rechtssprechung aller guten Dinge sind drei zu einem starken Helfer im Alltag geworden.

Reinhard Mey hat auch einen Song der sich mit aller guten Dinge ist drei beschäftigt.

Und nun warum der Artikel “Aller guten Dinge sind drei” nicht unbedingt als dritter Artikel aus meiner Zitateserie geeignet wäre. Es könnte der Eindruck entstehen, das wäre meine letzte Chance einen Artikel über Zitate zu schreiben und meine beiden Artikel Aller Anfang ist schwer und Es ist nicht alles Gold was glänzt wären nicht gut.

Nach der letzten Chance kommt nichts mehr, damit wäre es auch der letzte Artikel über Zitate gewesen. Doch das habe ich nicht vor. Es werden noch viele folgen. Daher wäre der Artikel Aller guten Dinge sind drei nicht unbedingt als dritter Artikel passend gewesen.

In diesem Sinne: Drei Dinge braucht der Mann (und die Frau viel mehr) 😉

2 Gedanken zu „Redewendungen und Zitate genauer betrachtet #4 – Aller guten Dinge sind drei“

  1. … und nicht zu vergessen das HB Männchen 🙂
    Alles weg, aber Alkoholwerbung kann bleiben. Warum auch immer.

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