Redewendungen und Zitate genauer betrachtet #3 – Schnee von gestern

Roland Engert

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Weisheiten + Zitate

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Schnee von Gestern
Schnee von Gestern

Was das Wetter betrifft gibt es momentan nichts aktuelleres als den Winter und den Schnee der sich in diesem Jahr rar gemacht hat. Da die Temperaturen wieder steigen, könnte der wenige Schnee schnell zu Schnee von gestern werden.

Dieses mal hilft die Bloggerkollegin “Tulpentopf” beim Zitate unter der Lupe mit. Sie wird über die selbe Redewendung einen Artikel schreiben. Ich bin auf ihre Gedanken gespannt.

Der Schnee von gestern

Was ist schlimm am Schnee von gestern? Gestern ist doch noch nicht lange her und der Schnee dürfte noch in Ordnung sein. Der Schnee von gestern ist die Grundlage für die neue Schneeschicht. Besseres kann es für einen begeisterten Skifahrer nicht geben.

In Wahrheit ist diese Redewendung eine Verkürzung. [highlight background=”#f6cf34″]Im lateinischen lautet die Redewendung: anni nives praeteriti, was “Schnee vom vergangenen Jahr” bedeutet.[/highlight] Die Niederländer nutzen noch heute die komplette Redewendung: Hij praat van de sneeuw, die in het ander jaar viel.

Mit dem Schnee vom letzten Jahr ist man dem eigentlichen Sinn der Redewendung schon sehr nahe. In meinem Kopf bin ich es aber noch nicht.

Wem die ursprüngliche Redewendung “Schnee vom vergangenen Jahr” zugeschrieben werden kann und wer für die Verkürzung auf “Schnee von gestern” verantwortlich ist, kann nicht beantwortet werden.

Was stört mich ein an “Schnee von gestern”?

Schnee von gestern ist eher negativ besetzt. Es sagt: Das ist nicht mehr aktuell, jetzt ist was anderes modern und wichtig, ab jetzt wird eine andere Sau durchs Dorf getrieben.

Der Ansatz dass der Schnee von gestern keine Relevanz mehr hat ist mir zu einfach. Die Gründe sind:

[rp]Schnee von gestern ist die Basis für heute. Die Basis sollte man nicht mit Füßen treten

[rp]Ein saloppes, möglicherweise fahrlässiges Abtun bisheriger Gültigkeiten ist für mich als glühender Anhänger eines entschleunigten Lebens ein Graus.

[rp]Um direkt beim Schnee zu bleiben. [highlight background=”#f6cf34″]Snowfarming[/highlight] beschreibt eine Vorgehensweise in der Schnee von gestern in Betonwannen aufgehoben wird um in der neuen Skisaison Schnee für die Skipisten und Sprungschanzen zu haben, also Schnee für morgen.

Das wird vor allem in den Orten gemacht in denen der alljährliche Skizirkus stattfindet. Hier hat der Schnee von gestern, ja sogar der Schnee vom letzten Jahr einen hohen Wert.

[rp]Am meisten stört mich die Aussage “Schnee von gestern” mit der Verquickung “jetzt ist alles anders oder besser” aus einer ganzheitlichen Sichtweise heraus.

Zur Veranschaulichung bleiben wir beim Schnee, ist aber auf fast alles übertragbar. Wenn der Schnee von gestern schmilzt dann ist es zwar kein Schnee mehr, aber es ist noch alles vorhanden.

Der Schnee mag nun Wasser sein und wenn er verdunstet ein gasförmiger Stoff. Doch wir leben in einem Kreislauf. Irgendwann kommt der Schnee von gestern als Regen oder sogar wieder als Schnee zurück.

So ist es auch mit Themen – allzuleicht vom Tisch gefegt kommen die Themen irgendwann wieder zurück. Aufarbeitung und klarer Abschluß sind nötig. Aus ganzheitlicher Sicht wiederholt sich alles, denn der Schnee des letzten Jahres kann ja wieder als Schnee kommen, theoretisch.

Der Gebrauch der Redewendung

Gebraucht wird die Redewendung nicht im Zusammenhang mit Skifahren oder Fremdenverkehr. Schnee von gestern ist ein rein rhetorischer Begriff.

Schnee von gestern wird dann verwendet wenn man auf etwas veraltetes hinweisen möchte.

Insbesondere wenn man weiß dass es eigentlich Schnee vom letzten Jahr heißt, schiebt man etwas ganz weit weg, vergibt man das Attribut “nicht mehr existent”.

Die Redewendung ist sehr blumig und erzeugt ein schnelles Bild.

Verwandt ist sicherlich[highlight background=”#f6cf34″] “kalter Kaffee”[/highlight]. Wer möchte den schon. Selbst aufgewärmt ist kalter Kaffee kein besonderer Genuß und wertlos (auch wenn behauptet wird, er macht schön). Hier wird gedanklich zurück verwiesen auf den heißen Kaffee, der einen Wert hat. Kalter Kaffee ist allerdings noch abfälliger, noch negativer als “Schnee von gestern”. Man könnte kalter Kaffee als Steigerung betrachten.

Die Redewendung in Englisch ist: water under the bridge
Wasser das unter der Brücke durchfließt ist wie Schnee von gestern der geschmolzen ist.

Zusammenfassung, mein Fazit

Mit Schnee von gestern ist ursprünglich Schnee aus dem letzten Jahr gemeint.

Schnee von gestern ist eine Negation von einer Sache oder Zustand. Die Sache, die Aussage, der Zustand ist alt, veraltet, langweilig oder unrichtig (was kümmert mich das Gewäsch von gestern ist sicherlich nicht weit davon anzusiedeln).

Ich persönlich habe meine Schwierigkeiten mit dieser Redewendung da sie auch einfach Argumentetötend eingesetzt werden kann und auch wird. Allerdings gibt es durchaus passende Sachverhalte für diese Redewendung. Allerdings halte ich die Redewendung aus ganzheitlicher Sicht für gewagt.

Schnee von gestern ist eine[highlight background=”#f6cf34″] verkürzte Redewendung[/highlight]. Somit entsteht ein nahezu hektischer Eindruck. [highlight background=”#f6cf34″]Ursprünglich hieß es: Der Schnee vom letzten Jahr.[/highlight]

Schnee von gestern ist ein deutscher Dokumentar-Film von den Regisseuren Claus Oppermann und Gerald Grote aus dem Jahr 2008. In dem Film wird die Schneekatastrophe von 1978 in Schleswig Holstein aufgearbeitet.

Wenn der Schnee schmilzt, was ist dann mit dem Schneekönig? Gar nichts, Schneekönig ist ein anderer Name für den Zaunkönig. Der wirbelt durch den Garten, ob Winter oder Sommer.

Auf das dass der Artikel nicht morgen schon Schnee von gestern ist.

Nachtrag:

Andrea Sommer hat den [highlight background=”#f6cf34″]alten Hut[/highlight] in den Ring geworfen. Ein wunderbare ergänzende Redewendung die im Grunde das gleiche aussagt.

2 Gedanken zu „Redewendungen und Zitate genauer betrachtet #3 – Schnee von gestern“

  1. Nun ja, vielleicht muss man die Redewendung bald abändern in Schnee vom letzten Jahrhundert. Wir hatten diesen Winter noch gar keinen richtigen Schnee, geschweige dann, dass es mal richtig kalt wurde. Ich glaube durch den Klimawandel gehört der Schnee so langsam der Vergangenheit an.

  2. Da hast du wohl recht. Ärgert mich dass ich nicht darauf gekommen bin. Mit dem Klimawandel wird wohl auch diese Redewendung gehen müssen.
    Richtig Schnee und Kälte hatten wir noch nicht. Vielleicht bringt uns der Februar noch was. Üblicherweise ist er der kälteste Monat.
    Jedenfalls güllen jetzt schon wieder die Bauern, obwohl noch Schnee liegt und der Boden gefroren ist. Doch laut Gülleverordnung genügt es wenn der erste Zentimeter angetaut ist, dann darf man den Dreck drauf schütten.

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