Ab heute den 11ten November, 11 Uhr 11 darf sie wieder offiziell getragen werden, die Pappnase. Es scheint so als ob die Narren nie genug bekommen.
Sieht man genauer hin, so hat der Karnevalsbeginn im November (Fastnacht, Fasnacht, Fasching) eine tiefere Begründung.
Karnevalsbeginn im November
Im eigentlichen Sinne ist es kein echter Beginn der Faschingssaison. Es ist der Startschuß um die Umzüge für den Hauptzeit des Karnevals vorzubereiten. Die Prinzenpaare werden vorgestellt. Der eigentliche Karneval beginnt nach Heilig Drei Könige, also nach dem 6ten Januar und endet mit dem Faschingsdienstag vor dem Aschermittwoch.
Tieferen Sinn ergibt das, wenn man weiß dass es vor Weihnachten in alter Tradition ebenfalls eine 40-tägige Fastenzeit gibt. Um die Fleischvorräte nicht verkommen zu lassen werden diese in einer Feier, wie zum Beispiel in der Tradition der Gans zum Martinitag, verzehrt. Der Karnevalsbeginn ist in alter Tradtion eine durchaus sinnvolle aber kurze Phase bevor es in die Fastenzeit vor Weihnachten geht.
Der alte Lebensrhythmus
Von diesen Lebensrhythmus ist in unserer heutigen Zeit nicht mehr viel geblieben. Wir sind inzwischen unabhängig von Kühlmöglichkeiten oder der saisonbedingten Lebensmittelproduktion. Wir können Wäsche waschen wann wir wollen; Licht und Wärme steht uns ebenfalls permanent zur Verfügung. Der alte Lebensrhythmus, der oft an die Gegebenheiten der Natur geknüpft war, ist verschwunden.
Feste und Traditionen werden von der Konsumwelt vereinnahmt und umgeschrieben. Es gilt permanent dem Verbraucher etwas zu verkaufen. Auf der einen Seite verkauft man Lichter zur beschaulichen Vorweihnachtszeit, der Fastenzeit. Zugleich werden Kekse, Lebkuchen und Schokolade in riesiger Auswahl angeboten. Man verkauft also innere Einkehr und Besinnung gepaart mit Völlerei. Das hat nichts mit Tradition zu tun, das ist der Rhythmus der Handelswirtschaft.
Ein weiteres Beispiel ist die österliche Fastenzeit. Im Handel geht es nicht um fasten, es geht um Fitness. Das ist die Zeit in der der Handel massiv Fitnessgeräte, Vitamine, Sportbekleidung und Drinks zum Abnehmen verkauft. Es geht in dieser Fastenzeit nicht um innere Einkehr und innehalten, im Gegenteil, diese Zeit ist umgemünzt als Vorbereitungszeit auf den Sommer. Schließlich will jeder eine gute Bikinifigur oder einen Körper wie Adonis.
Eigene Verantwortung
Die Verantwortung die Traditionen weiter zu pflegen oder sich der Wurzeln bewußt zu werden ist jedem selbst überlassen. Eine Hilfe wird er von der Konsumwirtschaft nicht bekommen.
Dass man heute keine Fastenzeit mehr einhalten kann ist dem neuen Lebensrhythmus geschuldet. Dieser hat permanenten Zugang zur Energie, somit unbegrenzter Lebensmittelproduktion, Licht, Wärme, Produktionsenergie und Transport um nur ein paar Beispiele zu nennen. Die Wirtschaft baut auf permanentes Wachstum und kommt mit Unterbrechungen nicht gut zurecht. So geraten alte Lebensweisen in die Mühlen der Wachstumszahlen die einen wesentlich höheren Stellenwert haben wie der Mensch an sich.
Wer heute ausgelassen feiert oder schlemmt, der tut das in alter Tradition. Wenn man sich dessen bewußt ist, dann ist schon etwas gewonnen. Alaaf, Helau oder sonst was sei von einem Faschingsmuffel für heute in die Runde gerufen.
ist fast ein wenig schade die alten Traditionen nur noch zu leben, weil man damit einerseits Geld verdient. Auf der anderen Seite scheinen die Menschen solche Anlässe Feste auch heute zu brauchen, als Einkehr und Besinnung wenigstens in Ansätzen …mal in Ruhe in Familie oder in der Gesellschaft zu feiern oder auch fasten, ganz wie es beliebt.
Auf der einen Seite gebe ich dir recht. Auf der anderen Seite leben wir in einer Gesellschaft die jegliche Zwänge ablehnt. Aber dem Diktat des Konsums folgen viele blind.
Ich wollte mit meinem Artikel nur sagen, dass es eine starke Tendenz gibt die Ursprünge zu vergessen. Ich bin halt so ein Bewahrer, glaube an die gute alte Zeit. Ist sicherlich auch etwas einseitig. Aber sagen mußte ich es mal *g*