Zugegeben, die Überschrift ist geklaut. Sie ist dem Aufruf zur Blogparade (was ist eine Blogparade) zum Thema: Wearables- bloggen beim joggen entnommen.
Es wird die Frage gestellt ob computergestützte und tragbare Geräte das Bloggerleben interessanter machen und erleichtern, oder ob sie eher modischer Schnick-Schnack oder gar kontraproduktiv sind.
Am Ende gibts dann noch einen Limmerick, oder sowas ähnliches.
Was sind Wearables?
Damit sind Dinge wie Google Glass oder die Smartwatch gemeint. Nun fragt mich bitte nicht, wie das genau funktioniert, denn ich besitze nicht einmal eines dieser teuren Glasscheiben auf denen man mit dem Finger herum wischt. Ich lehne mich also weit aus dem Fenster wenn ich über diese Dinge schreibe. Korrigiert mich wenn ich etwas unrichtiges wieder gebe.
Google Glass wie auch die Smartwatch (und andere Wearables) sind permanent mit dem Internet verbunden oder können damit verbunden sein. Man ist damit ständig online und kann Daten empfangen und senden.
So kann Google Glass zum Beispiel ein Gesicht erkennen, eine Abfrage starten und als Resultat kommen dann Daten des Gegenüber auf den kleinen Brillenmonitor. Diese Daten verraten uns dann einiges über denjenigen mit dem wir gerade sprechen. Das funktioniert auch mit Produkten, Gebäuden, Geschäften – im Grunde mit allem.
Ich kann das was ich sehe zum Beispiel sofort in den sozialen Netzwerken teilen.
Ähnlich ist es mit den tragbaren Uhren die ständig online sind.
Wearables stehen am Anfang der Entwicklung und es werden ganz sicher noch andere Dinge auf uns zukommen. Vorstellbar sind Dinge wie die Körpertemperatur des anderen per Sensor messen, Anzeichen auf Lüge oder Wahrheit über Microbewegungen erkennen, Irisdiagnose und vieles mehr.
Der Gegenüber ist dann nicht mehr Mensch, er ist lediglich eine Ansammlung an Daten die man im Idealfall selbst interpretieren kann oder die von jemanden interpretiert werden. Schnell sind damit auch Türen und Tore für Missbrauch geöffnet.
Diese Wearables senden nicht nur Daten über das was man sieht oder spricht, sondern es findet eine Ortung statt. Dass Geheimdienste an diesen Daten Interesse haben ist selbstverständlich. Dass Google und andere Unternehmen im Zweifel mit dem Geheimdiensten zusammen arbeitet wissen wir auch.
Bloggen beim joggen – muss das sein?
Ich kann diese Frage nur aus meinem Standpunkt heraus beantworten. Und mein Standpunkt ist, meine Leser wissen das, bodenständig. Das heißt ich halte althergebrachtes meist für modern.
Alte Weisheiten und Lebensratschläge haben sich immer durchgesetzt. In dem Fall würde mir die Redewendung Alles zu seiner Zeit einfallen.
Es gibt für alles seine Zeit. Es kann nicht funktionieren wenn man 24 Stunden arbeitet und gleichzeitig 24 Stunden Freizeit haben will. Da ist nichts ordentlich gemacht.
Zugegeben, es klingt gut das Leben mit der Arbeit zu vermischen und hier und da mal ein bisschen was im Kaffeehaus zu arbeiten. Das funktioniert aber nur bei den wenigsten. Um das in Einklang zu bringen und produktiv zu sein bedarf es einer straffen Konzeption und eines guten Selbstmanagements.
Viel produktiver dürfte es ein im Kaffeehaus eine Tageszeitung zu lesen oder Menschen zu beobachten. Diese Menschen gibt es tatsächlich, live und in 3D.
Diese Aussage trifft nur zu wenn ich davon ausgehe dass joggen eine Freizeitbeschäftigung ist und bloggen beruflich zu verstehen ist.
Es kann ja auch völlig anders sein, jemand joggt beruflich und bloggt in seiner Freizeit.
Mein persönlicher Standpunkt: Ich halte nichts davon, denn es entsteht auch ein Druck diese Dinge zu nutzen. Außerdem habe ich keine Lust ständig mit einer Antenne durch die Gegend zu laufen. Ich lasse ja auch mein Handy zu 90% auf dem Schreibtisch liegen.
Lange überlege ich schon ob ich mir ein Laptop zulege um frei zu arbeiten. Doch was würde das bedeuten? Ich schleppe das Ding mit zum angeln und der eigentliche Genuss beim angeln wäre hinüber. Dann kann ich gleich zuhause bleiben. Nicht anders dürfte es mit Wearables sein die man sich zum bloggen kauft.
Das Wearable – ein altes Konzept
Im Grunde gibt es die sogenannten Wearables schon lange. Sie heißen nur anders.
Einmal ist es das Diktiergerät und ein ganz altes Wearable ist der Notizblock und Bleistift. Diese sind zwar nicht online und es können keine Daten versendet und empfangen werden, aber sie speichern immerhin Daten. Und das ohne Zugriff anderer wie GCHQ oder NSA.
Das Diktiergerät habe ich schnell wieder in die Ecke gelegt. Es ist nicht einfach Sprachnachrichten so zu verfassen dass man hinterher etwas brauchbares hat. Ich habe zwar ein paar Briefe damit diktiert und das bei meiner liebsten Freizeitbeschäftigung – beim angeln. Doch das funktioniert nicht besonders, vor allem wenn man ein Konzept verfolgen will oder ein gut überlegtes Angebot erstellen soll.
Der Notizblock – er funktioniert immer. Skizzen und Ideen sind dauerhaft gespeichert und können auch nach Jahren noch ein Fundus darstellen. Ein Notizblock ist auch immer in meiner Nähe. Er quillt manchmal über vor Ideen und Notizen. Natürlich muss man lernen mit den Notizen umzugehen, die Spreu vom Weizen trennen, doch das geht recht einfach.
Digitales verschwindet all zu schnell in irgendwelchen digitalen Ordnern. Der nächste Festplattencrash oder das nächste Softwareupdate sorgen dann oft für den Rest.
Die Vor- und Nachteile der Wearables
Für mich, derjenige der bis hier her gelesen hat wird es ahnen, sind Wearables nichts. Ich sehe darin mehr Nachteile als Vorteile. Sollte ich Vorteile unterschlagen haben bitte immer her damit.
Die Vorteile:
- ortsunabhängiges bloggen
- man bringt mehr Daten auf leichtere Art in Erfahrung
- man kann mehr arbeiten
Die Nachteile:
- Vermischung von Freizeit, Entspannung und Arbeit
- der Druck mehr zu leisten steigt, der Gehalt der Arbeit wird vermutlich nicht steigen
- Abhängig von Strom
- abhängig von einem Netzzugang
- Überwachung
- ich verletze damit unter Umständen die Privatsphäre anderer
- ob dese Wearables immer Rechtskonform sind ist noch nicht geklärt
- ich habe das Gefühl ein Stück Freiheit aufzugeben anstatt zu gewinnen
Für mich gibt es noch eine ganze Reihe an weiteren Nachteilen. Zum Beispiel der dass durch diese Spielereien der Mensch nicht mehr in der Lage ist zu reflektieren. Er ist nur noch mit sich und dem Mitteilungsbedürfnis in die Umwelt beschäftigt. Dadurch entsteht auch immer eine unkritischere Gesellschaft.
Es ist wichtig Zeiträume für sich mit sich selbst zu finden und zu bewahren. Das ist der Nährboden für Kreativität. Alles andere ist lediglich Business das auf eben dieser Kreativität fußt.
Neulich im Stadtpark
Ein bloggender Jogger bloggt beim joggen.
Da begegnet ihm ein joggender Blogger der beim joggen bloggt.
joggst du ober bloggst du?
weiß nicht genau und joggte bloggend davon.
Da geht noch einer
In einem Joggerblog steht geschrieben,
mich hat das Joggerbloggen in den Tod getrieben.
Der letzte Augenblick ist deutlich zu sehen,
Joggerblogger und Bloggerjogger haben sich nicht gesehen.
Wenn es irgendwann mal möglich sein wird, wirklich intuitiv und schnell von unterwegs aus zu bloggen, dann werde ich das gerne nutzen.
Wenn man Freizeit und Bloggen/Arbeit nicht mischen möchte, muss man das ja nicht tun, aber wenn die Motivation mal zuschlägt, kann es nie schaden, wenn man Wearables zur Hand hat 😉
LG
Passend zum Thema Smart-Watch gibt es bei hier http://www.geekculture.com/joyoftech/joyarchives/2045.html
einen guten Comic. Die Webseite ist eh zu empfehlen!
Der ist gut *ggg*
Schöne Erklärung zum Thema Wearables und wie man sie einsetzen könnte. Unsere Gesellschaft nimmt den Trend Wearables relativ gut auf. Ich schätze, irgendwann werden sich Google Glasses und Smart Wachtes gänzich etabliert haben und dann sind wir überall zu jeder Zeit vernetzt. Gruselig und faszinierend zu gleich 🙂
Ich finde es eher gruselig. Klar, man kann sich vielleicht einer gewissen Technikbegeisterung nicht entsagen, aber ich weiß auch dass diese Spielereien sehr gut dazu geeignet sind sich noch weniger zu reflektieren. Jede Lücke in der man früher Erkenntnisse gewonnen hat wird inzwischen mit Smartphone und Tablet zugeklatscht. Was ist so schlimm daran im Zug einfach mal übers Leben nachzudenken oder Leute zu beobachten? Diese Wearables sind meiner Meinung nach nur einer weiterer Schritt in eine “einsame” Welt.
Naja, sagen wir so – ich muss das Zeug nicht haben und ich gehe lieber in ein Café mit einer echten Zeitung als mit Google Glass oder einer Uhr die mir den Takt vorgibt (wo ich jetzt schon keine Uhr trage)
@Roland: Jeep!
Und zum Thema Uhr:
Die Europäer haben die Uhr, wir haben die Zeit. [afrikanisches Sprichwort]
SCNR
Wirklich gelunger Artikel! ich habe bei dieser Blogparade ausgesetzt, weil ich einfach zu unkreativ war. Das kann ich von dir nicht behaupten!
Ich habe die komische Angewohnheit beim laufen viele Ideen zu entwickeln. So ist es denke ich auch bei den meisten, unverhofft kommt oft 🙂
Deswegen trage ich immer einen Notitzbuch bei mir. Den Laptop lasse ich Zuhause… es ist einfach zu umständlich und hat meistens irgendwie gar nicht den Wert für eine kleine skizze soviel Energie zu verbrauchen da tut es der Bleistift oder der Kulli alle male!
Toller Artikel brachte mich etwas zum nachdenken 🙂