Diese Redewendung führt uns auf die mittelalterlichen Schlachtfelder. Aus dem Bereich des kriegerischen gibt es eine Menge Redewendungen und Volksweisheiten.
An Kriegsschauplätzen gab es keinen Mangel und infolge dessen auch keinen Mangel in eine Auseinandersetzung verwickelt zu werden.
Wo es um Leben und Tod geht ist der Nährboden für Redewendungen und Merksätze bestens bereitet.
Das Schild als Ausweis
Das Schild war der Ausweis, zu einer Zeit als es noch kein Einwohnermeldeamt gab.
Das Schild bietet eine große Fläche um Botschaften zu übermitteln. Die Botschaft damals war zu zeigen welchem Rittergeschlecht oder Adelshaus man angehörte und damit auch welches Ansinnen man hatte.
Auf dem Schlachtfeld sollte der Gegenüber wissen mit wem er es zu tun hatte. Die Schildbemalung sollte auch vor friendly fire, dem Angriff aus dem eigenen Lager schützen.
Wenn dem Ritter auch noch ein Ruf als Haudegen vorauseilte hatte das Schild eine Signalwirkung, sprach eine Warnung aus. Er führte etwas im Schilde das nichts Gutes verheißt. Oftmals lies sich der Gegner durch diese Warnung beeindrucken. Heute würde man dazu psychologische Kriegsführung sagen.
Zugleich ergab sich aus dem Schilderkrieg eine weitere Redewendung – jemanden die Stange halten. Fiel ein Ritter in seiner vollen Montur zu Boden und verlor sein Schild, so war er aufgrund seiner Rüstung und Kettenhemd wie ein wehrloser Käfer.
Um Hiebe abzuwenden eilte ein Helfer herbei und hielt eine Stange in die Schwerthiebe der Gegner. Sicherlich gibt es noch eine andere Herkunft von jemanden die Stange halten, doch dazu irgendwann später.
Den Schilderwald gab es schon im Mittelalter
Es fehlte nicht an Ritterhäusern und Adelsgeschlechtern. So unüberschaubar die Vielzahl dieser Häuser ist, so unüberschaubar ist demnach auch die Anzahl der verschiedenen Schilder.
Ein wahrer Schilderwald der eigene Experten brauchte, den [highlight background=”#f6cf34″]Herold[/highlight]. Diese Männer mit ihren außerordentlichen Kenntnissen und Gedächtnis hatten die Aufgabe die Schilder und ihre Träger zu erkennen und festzustellen ob Freund oder Feind.
Sie koordinierten Schlachten und sorgen dafür dass man sich, aufgrund Unkenntnis über die Bedeutung der Schilder, nicht gegenseitig an den Hals ging. Ein Herold konnte lesen was jemand im Schilde führte.
Daraus entwickelte sich der [highlight background=”#f6cf34″]Heraldiker[/highlight], ein Wappenkundiger der genau sagen kann woher ein Löwe oder ein Adler auf einem Schild kommt und wer mit wem kann oder auch nicht. Der Voläufer des Marktforschers hat die Bühne betreten.
Manches Schild war Vorlage für die eine oder andere Nationalflagge.
Markenzeichen – das heutige Schild
Das heutige Schild ist das Markenzeichen. Die Schauplätze der Schilderkriege liegen heute nicht mehr vor Jerusalem, sondern in jedem Pausenhof einer deutschen Schule.
Jedes Markenzeichen hat eine Bedeutung, verkörpert etwas. Die Kinder und Jugendlichen wissen genau was – das sind die Heraldiker der Markenzeichen.
So wie heute der Klang des einen oder anderen Firmennamens Emotionen in uns weckt, so weckte ein Schild eines Ritters ebenfalls Emotionen – gute oder schlechte, je nachdem was er im Schilde führte.
Was früher die Minnesänger über die Ritter von sich gaben übernimmt heute die Werbung. Man sieht, früher war es nicht viel anders als heute, viele Mechanismen sind die gleichen.
Etwas im Schilde führen – heutige Bedeutung
Wenn man heute davon spricht dass jemand etwas im Schilde führt ist das in aller Regel negativ gemeint. Das zeigen auch die Abwandlungen / Ergänzungen der Redewendung. Nicht selten ist die Rede von [highlight background=”#f6cf34″]”etwas böses im Schilde führen” oder “nichts gutes im Schilde führen”[/highlight].
Heutzutage sagt man etwas im Schilde führen wenn man misstrauisch ist, wenn man der Meinung ist da ist mehr Schein als Sein im Spiel. Wenn man das Gefühl hat, da spielt jemand ein falsches Spiel.
Denn man kann auf ein Schild etwas malen und doch jemand ganz anderes sein. Ganz dem Addidas T-Shirt – man muß, nur weil man es trägt, nicht sportlich sein.
Nicht überall wo ein Biolabel uns entgegenprangt ist Bio drin. Nicht überall wo Lasagne aus Rind- oder Schweinefleisch draufsteht muß auch selbiges drin sein. Und nicht jedes teure Label lässt teuer und fair herstellen.
Das Schild, das Label oder Markenzeichen ein Ruf der voraus eilen soll.
Was führt er den jetzt im Schilde ist eine weitere Abwandlung. Das wendet man an wenn jemand etwas ungewohntes tut, etwas was nicht unbedingt zu ihm passt, nicht auf seinem Schilde steht oder einem selbst unbekannt ist.
Mein Fazit
Alles ist irgendwie beim alten, ob Schilderwald und Minnesänger als Vorläufer des Werbefernsehens, beim etwas im Schilde führen hat sich kaum etwas geändert. Damals wie heute mußte man die Zeichen richtig deuten können ansonsten kann es ins Auge gehen.
Etwas im Schilde führen kommt aus der großen Familie der Redewendungen die sich um den Krieg drehen.
Das heutige Schild, das Label oder Markenzeichen, ist ein wertvolles Gut. Es wird viel Geld investiert um bestimmte Emotionen und Käuferschichten anzusprechen. Doch nicht alles ist Gold was glänzt, oftmals ist es mehr Schein als Sein. Nicht jedes Label führt gutes im Schilde.
Heute nennt sich der Berufszweig der Schildermaler und des Herolds Marketingforscher und Identityberater. Sie achten auf das richtige Auftreten und das richtige Schild nach außen.
Was damals das Ansinnen mit dem Schild bemalen war hat bis heute überlebt und beschäftigt ganze Heerscharen an Fachkundigen. Meiner Meinung nach ist das älteste Gewerbe das Gewerbe der Werbung, erst dann kommt das andere.
Wer mag kann sich selbst ein Wappen geben. In Deutschland darf sich jeder ein Wappen zulegen. Dieses kann man in die sogenannte Wappenrolle eintragen, somit ist es geschützt.
Das Schild ist eine Defensivwaffe, selten eine Angriffswaffe. Man kann sich hinter einem Schild verstecken, es vor sich hertragen und hoffen dass die Botschaft richtig aufgenommen wird. Doch manch einer führt etwas in seinem Schilde das nichts gutes verheißt.
..genau deshalb soll man seine fähigkeiten stärken, zeichen und omen zu deuten – um dem glänzenden nicht-gold auf die schliche zu kommen ohne sich beim testbiss die krone auszuschlagen ;-))
lg aus wien
Wieder mal ganz wunderbar ausgeführt und sehr lehrreich! Danke dafür. Ich hoffe, dass sie Großen Mächte nicht auch gerade wieder “etwas im Schilde führen”.