In Überschwang habe ich letzte Woche die neue Blogserie über Zitate, Lebensweisheiten, Eselsbrücken und Redensarten angekündigt. Freitag ist in diesem Blog ab jetzt Tag der Erkenntnis.
Lange habe ich überlegt was ich denn im ersten Artikel für eine Weisheit nehme. Es sollte was bekanntes sein und etwas das passt. Da gibt es nur eine Volksweisheit – Aller Anfang ist schwer.
Ich habe mich nicht lumpen lassen (Redewendung) und versucht die Lebensweisheit so genau wie möglich unter die Lupe zu nehmen (schon wieder eine Redewendung).
Inhalt
- 1 Vom Anfang und vom anfangen
- 2 Schöpfungsakt Idee – Wort – Tat
- 3 Muß ich mir all dieses theoretische Gedöns merken, oder kann ich endlich anfangen?
- 4 „Aller Anfang ist schwer“ im Alltag
- 5 Das tröstliche in der Weisheit / Redensart „aller Anfang ist schwer“
- 6 Vermeidungsstrategie
- 7 Schluß mit Palaver – mein Fazit
Vom Anfang und vom anfangen
Zunächst mag das kaum einen Unterschied darstellen, doch es gibt einen. Der ist ziemlich gravierend und stellt die Lebensweisheit sogar in Frage.
Der Anfang, der Beginn einer Sache ist die Idee, anfangen ist das handeln dazu. Gerne teile ich für mich eine Idee bis zur Umsetzung in 3 Schritte ein, Idee – Wort – Tat.
Es ist der Spannungsbogen vom geistigen zum körperlichen. Das eine kann ohne das andere nicht. Ein Anfang ist genauso endgültig wie ein Ende.
Schöpfungsakt Idee – Wort – Tat
Zuerst kommt die Idee, dann die Formulierung in Worten (Bild, Zeichnung), danach kommt die Tat die das umsetzt. Der Anfang liegt in der Idee. Anfangen ist die Umsetzung der Idee, alles was nach der Idee kommt.
Nun kann man sich natürlich fragen ob die Idee und Geistesblitz ein Anfang im herkömmlichen Sinn ist. Denn dieser Vorgang ist kein bewusster Vorgang.
Eine Idee / Gedanke hat zwar eine Ursache, ist aber immer unbewusst. Zum Beispiel weil man ein Problem mit sich herumträgt (hier greift das universelle Gesetz: Ursache und Wirkung).
Eine Idee ist etwas das man nicht anfangen kann wie einen Acker pflügen oder einen Roman schreiben. Eine Idee hat man, die Idee ist der Anfang.
Ich habe noch niemanden sagen hören „Ich fange jetzt an eine Idee zu haben“.
Falls jemand meint „Moment, gleich habe ich eine Idee…“, dann ist der Schritt zur Tat schon gegangen. Hier ist die Suche nach einer Idee schon das anfangen. Der Anfang war früher, nämlich im Gedanken eine Lösung zu suchen. Derjenige hat also die Idee gehabt (Anfang) eine Idee zu suchen und sucht jetzt eine Idee (anfangen).
Alles was nach der unbewussten Idee kommt ist anfangen. Egal ob ich anfange die Idee auszuformulieren und sie vor dem geistigen Auge entstehen lasse und erst recht die Umsetzung der Idee, also die Tat. Das sind alles bewusste Dinge nach der unbewussten Idee – Gedanken.
Daraus könnte man „ohne Anfang kein anfangen“ ableiten (huch, ich habe eine Weisheit kreiert, also gleich mal mein Urheberrecht darauf reklamieren). Anfangen bedingt eines Anfanges oder auch: der Weg vom Unbewussten zum bewussten Tun.
Verwirrt und aufgehört meine Gedanken nachzuvollziehen? Nochmal in Kurzform.
Es gibt einen Anfang einen unbewussten Vorgang, das ist die Idee. Wenn jemand meint er suche eine Idee (z.B. Lösung zu einem Problem) dann ist das schon Schritt zwei, nämlich anfangen, ein bewusster Akt.
Der Anfang (Gedanke, Idee) ist ein nicht wissentlicher, unbewusster Vorgang . Der wissentliche, bewusste Vorgang ist alles danach, gehört also zum anfangen.Muß ich mir all dieses theoretische Gedöns merken, oder kann ich endlich anfangen?
Nein, merken muß man sich von meinen Gedanken nichts. Lediglich wichtig ist der Dreiklang Idee – Wort – Tat. Dabei kann man TAT gar nicht groß genug schreiben.
Ideen hat man viele. Dem Tonklumpen Idee Worte und Bild folgen zu lassen ist schwierig. Die Königsklasse jedoch ist die Umsetzung.
Korrekt müßte die Weisheit „anfangen ist schwer“ lauten. Man könnte es aber auch als Einheit sehen. Idee und Umsetzung sind eines, denn eine Tat kann es ohne Idee nicht geben und ohne Idee gibt es keine Tat . Der Ursprung ist immer der Anfang, wie soll es auch anders sein. Ohne Anfang geht nichts, ohne Ende ist der Anfang nichts wert.
Man sollte „aller Anfang ist schwer“ als den kompletten Schöpfungsakt verstehen, von der unbewussten Idee als Anfang bis zur bewussten Tat.
Der gesamte Schöpfungsakt, von der Idee bis zur fertigen Idee beinhaltet natürlich mitunter viele Ideen. Ein komplexes Problem stellt einen immer wieder vor neue Probleme.
„Aller Anfang ist schwer“ im Alltag
Nach dem theoretischen Teil, der versucht Anfang und anfangen voneinander zu trennen wenden wir uns dem Alltag zu. Denn da trennt man die Lebensweisheit nicht in Anfang und anfangen auf, sondern wendet die Weisheit auf alles mögliche an, wenn auch genau genommen häufig verkehrt.
Beispiel: Gehe ich in ein Fitnessstudio und habe keine rechte Lust, so wird mir der Anfang schwer fallen. Ich muß die Steuererklärung machen und habe gar keinen Nerv dafür, auch hier wird der Anfang schwer fallen.
STOPP – was haben wir gelernt? Das ist nicht der Anfang, sondern das anfangen. Hat man angefangen wird es leichter (Stichwort – Redensart: Schweinehund überwinden). Der Anfang weshalb ich gerade meinen Schweinehund überwinden muss liegt ganz woanders.
Hier zeigt sich eine andere Facette der Weisheit. Sie spricht Selbstdisziplin als Tugend an. Sie sagt: Man muß sich überwinden – denn es wird anfänglich schwer.
Das tröstliche in der Weisheit / Redensart „aller Anfang ist schwer“
Nun spricht die Weisheit von schwer. aber sie sagt auch „danach wird es leichter“ (Redensart: Wenn es erstmal läuft dann läuft es).
Die Redensart ist im Grunde ein Mutmacher, eine Motivation. Sie weist den Weg von schwer nach leicht und soll uns zur Tat schubsen, auch wenn es schwer fällt. Denn das schwer fallen ist eine natürliche Sache.Verwandt könnte damit sein „Übung macht den Meister“. Denn wenn ich etwas öfter tue habe ich eine gewisse Routine das mir das Schwere abnimmt. Man weiß wie es geht.
Bei weitem fällt einem nicht alles schwer. Fällt mir spontan ein einen Fischteich zu bauen, so kann das ganze Projekt mir leicht von der Hand gehen, weil es mir Spaß macht. Die Idee war superleicht, danach kommt die Planung und die körperliche Arbeit. Doch ist es im Verhältnis zum Anfang, der Idee, ein schwerer Akt bis zur Fertigstellung. Vor allem wenn er nicht gleich nächsten Sommer umkippen soll und für Fische unbewohnbar werden soll (auch hier spielt wieder Können und das meisterliche rein).
Schwer ist relativ, wobei anfangen (Idee umsetzen) immer schwerer als der Gedanke ist.
Vermeidungsstrategie
Es gibt natürlich jede Menge Vermeidungsstrategien um das schwere am Anfang zu vermeiden.



Sich selbst ein Bein stellen oder Steine in den Weg legen wären die entsprechenden Redensarten dazu.
Schluß mit Palaver – mein Fazit




Das Sprichwort führt uns vor Augen dass es natürlich ist, dass ein Anfang, etwas Neues oder Ungewohntes schwer zu bewältigen ist, aber das scheint nur anfänglich so. Danach wird es leichter. Es folgt sozusagen die Belohnung wenn man die Anfangshürden überwunden hat.


- Das Schlimmste ist hinter dir wenn man den Anfang geschafft hat
- Learning by doing
- Fang erstmal an, dann siehst du weiter
Falls euch noch etwas zu der Volksweisheit „Aller Anfang ist schwer“ einfällt, immer her mit den Ideen. Für mich war das der erste Artikel in der Kategorie Zitate + Weisheiten. Der Anfang, besser das anfangen mit dieser Artikelreihe war ganz schön schwer, hat aber Spaß gemacht. Aller Anfang ist schwer ist schwergewichtiger als man vermuten könnte.
Hallo Herr Engert,
Sie haben sich richtig große Mühe mit diesem Sprichwort gemacht, ich beschäftige mich auch eine zeitlang damit. Vielen Dank.
Nun geht es auch weiter: … wenn der Anfang nicht wär, wo käm‘ das Ende dann her.
Herzliche Grüße
Christa-Sofia Binder
http://www.facebook.com/schokogruesse
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Vielen Dank für das Lob. Das war tatsächlich viel Arbeit. Vor allem ergab sich immer wieder was und man mußte umschreiben. Ich wollte so umfänglich wie möglich sein. Dann wünsche ich viel Energie für deinen Anfang. Denke daran, das „Schwere“ ist eine natürliche Hürde – es wird leichter 🙂
Hallo Roland,
den Freitag als Tag der Erkenntnis finde ich super! Da freu ich mich ja auf ganz viele tolle Denkanstöße wie den hier zum Anfangen.
Mach bitte weiter so, so ausführlich und gut recherchiert, angereichert mit deinen eigenen Gedanken und Ideen!
Ich freu mich also auf mehr! 🙂
Vielen Dank für das Lob 🙂
Finden tust du die gesammelten Werke unter dem Menüpunkt „Stöberkiste“.
Ein zweiter Artikel ist bereits hinzu gekommen. Der für diesen Freitag ist schon in der Mache. Was es aber ist verrate ich nicht.
Nur soviel, diesmal macht ein befreundeter Blog mit. Wir haben beide das gleiche Thema und jeder schreibt für sich. Wir wollen sehen was dabei rauskommt.