Grufti – das Leben hat wieder Sinn

Roland Engert

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Aus der privaten EckeFreude der Woche

erstellt am:

Golden Grufticard
die goldene Grufticard

Was ist ein Grufti? Da gibt es mehrere Erklärungen. Erklärung Eins: Man hat das jugendliche Alter verlassen und bewegt sich nun in einem Zustand, der sich nur zögerlich den Neuerungen des Lebens anpasst. Erklärung Zwei: Man ist ein Gothic, jemand der mit weißer Schminke und schwarzen Klamotten herumläuft (bei dem Sommer 2011 konnte man sich die weiße Schminke sparen). Erklärung Drei: Man ist alt. Nummer Drei ist wohl die weit verbreitetste Definition.

Das Leben durchläuft mehrere Stadien. Irgendwann ist man auf der Welt, entweder als Erstgeborene(r) oder als Nesthäkchen. Kommen Geschwister hinzu, ist man der Idiot, der immer die Schuld bekommt. Es kommt der Tag, an dem der Ernst des Lebens zuschlägt, man wird eingeschult, aus dem Idioten soll schließlich etwas werden. Könnte klappen, wenn man nicht Klassengrößter ist oder Klassensprecher wird. In diese Falle des Klassensprechers tappt man im Leben öfter, zum Beispiel wenn man einen Streit zwischen Freunden schlichten will. Derjenige der dann der Looser ist, ist derjenige mit dem Klassensprechersyndrom. Und so setzt sich die schwere Kindheit, an der sich der eine oder andere Psychiater seinen Swimmingpool verdienen wird, fort.

Man wird sich verlieben und des öfteren als der Idiot zurück bleiben. Man wird die eine oder andere Karriere einschlagen und auch wieder abbrechen. Egal was man tut, irgendwo steht immer einer der sagt: Das ist idiotisch.

So gesellt sich ein graues Haar nach dem anderen hinzu und man macht sich Gedanken über das vergangene Leben. Vieles ist nicht mehr machbar. “Mach dir keine solchen Gedanken, das ist idiotisch” sagen dir die Freunde.

Und nun bin ich kein Idiot mehr, ich bin Grufti. Ein völlig neues Lebensgefühl, eine neue Aufgabe. Eine große Herausforderung für die kommende Lebensplanung.

Und dass ich Grufti bin, habe es schriftlich, von der einzigen Person, die das beurteilen darf – von meiner Tochter. Liebevoll kam dieser Hinweis in Form einer Geburtstagskarte. Diese enthielt eine Art Bankcard, die mich als Grufti ausweist. Allerdings muß das sowas wie die golden Grufticard sein, denn mit den obigen Definitionen hat diese Card nichts zu tun. Darauf werden mir folgende Eigenschaften bescheinigt: Geistig fit, Richtig gut drauf, Unverwechselbar, Frisch & knackig, Total lieb, Intelligent. Damit kann ich gut leben, ich glaube, ich bin gerne Grufti.

Nachtrag an einem sonnigen Sonntag:
Hab ich schon erzählt, dass man im Leben viel bekommt und wieder viel loswerden kann? Zum Beispiel Pikel, die bekommt man ohne Gegenleistung, sie gehen irgendwann, mit hohem Aufwand. Oder sie wandern, von einer Gesäßbacke zur anderen. Aber man kann sie loswerden.
Fieber, Grippe, Nachbars Katze, Zeugen Jehowas, Übergewicht, Computerviren, Schnupfen – alles Dinge die kommen und die man auch wieder weg bekommt. Zumindest wenn man kein allzu schlechtes Karma hat und in diesem Leben bestraft werden soll.

Und es gibt Dinge, die bekommt man nicht mehr los, zum Beispiel eine schwere Kindheit in Person eines Bruders. Derselbe schreibt mir, Grufti wäre die Abkürzung von:

“G”rauhaarig
“R”edseelig
“U”nselbständig
“F”altig
“T”rottelig
“I”nkontinent

Ich glaub ich bekomm ein Magengeschwür. Das geht ja wieder vorbei, aber der Bruder … seufz

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