Jetpack für WordPress – Pro und Contra

Roland Engert

update:

Joomla, Wordpress, CMS

erstellt am:

Jetpack von Automattic
Jetpack von Automattic

Jetpack für WordPress ist eine Erweiterung / Plugin das wie ein Schweizer Taschenmesser anmutet. Einmal installiert offenbart sich unter der Haube eine Vielfalt an nützlichen Tools und Erweiterungen die dem Administrator das Leben erleichtern sollen.

Doch ist es wirklich so? Was kostet die Bequemlichkeit? Jetpack ist kostenfrei, schnell installiert und es erscheint ein neuer Punkt “Jetpack” in der Adminleiste. Klickt man darauf sieht man eine wohlgeordnete Seite mit einer ganzen Menge an Erweiterungen und Tools für den Administrator. Zunächst funktioniert nichts, denn Jetpack möchte nach Hause telefonieren, zu WordPress.com.

Etwas Geschichte über WordPress.com und WordPress.org

In der Endung liegt der Unterschied. Während WordPress.com ein Unternehmen ist, ist WordPress.org die Plattform auf der es die Software WordPress und die Erweiterungen gibt um selbst einen Blog zu hosten und einzurichten.

WordPress.com bietet die Möglichkeit einen kostenfreien Blog zu erstellen, allerdings sind die Möglichkeiten beschränkt was Themes, Erweiterungen und Änderungen am bestehenden System betrifft.

Neben der kostenfreien Variante gibt es kostenpflichtige Modelle, wenn man zum Beispiel mehr Speicherplatz benötigt. Während des Registierungsprozesses wird mehrfach angeboten doch eine andere Domain zu kaufen. Der gesamte Registierungsprozess gibt es auch in deutscher Sprache was ich als sehr vorteilhaft ansehe.

Beim kostenfreien Standardblog lautet die Endung immer wordpress.com. Die Möglichkeiten sich eine Suffix, also den individuellen Teil der wordpress.com Domain auszusuchen sind begrenzt. In meinem Fall ginge es nicht crazy-crow.wordpress.com zu registrieren da kein Bindestrich erlaubt ist.

Ein Name verbindet WordPress.org und WordPress.com – Matt Mullenberg. Matt Mullenberg ist der Gründer der Software WordPress. Er gründete im Jahre 2005 das Unternehmen Automattic zu dem auch wordpress.com gehört. Automattic hat ca. 200 Beschäftigte und immer wieder mal wird über einen Börsengang von Automattic spekuliert. Matt Mullenberg lehnt dieses aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt ab, schließt es aber für die Zukunft nicht aus.

WordPress.org erblickte am 6. April 2003 mit dem ersten Blogeintrag das Licht der Welt. Am 27. Mai erschien das erste Release von WordPress.

Soweit kurz die Geschichte gestreift um ein paar Zusammenhänge zu verstehen und um WordPress einordnen zu können.

Jetpack von Automattic ist also nicht irgendein Programmierer der versucht auf die Erfolgsgeschichte aufzuspringen, Jetpack ist ein Maßanzug mit Stallgeruch.

Die Module / Plugins

Jetpack kommt mit einer verführerischen Mixtur an Plugins daher. Es dürfte für jeden etwas dabei sein, ob Galerie oder social sharing, ob Spamschutz oder Datensicherung. Auf die Vielfalt und auf jede Erweiterung werde ich jetzt nicht eingehen. Das kann man an vielen Stellen nachlesen.

Mit WordPress.com verbunden
Mit WordPress.com verbunden

Die meisten angebotenen Erweiterungen sind kostenfrei. Kostenpflichtig ist vaultpress (backup) und Akismet sofern man es außerhalb privater Blogs verwendet. Wer diese verwenden möchte muß sich bei WordPress.com anmelden. Danach steht jedes Plugin für den Blog zur Verfügung. Nach der Anmeldung bei WordPress.com erscheint oben auf der Jetpackseite ein Hinweis mit einem grünen Licht “Sie sind mit WordPress.com verbunden”.

Geht man nun auf WordPress.com und klickt auf My Sites, so erscheint der Blog in einer Liste in der jetzt nur ein Blog steht. Würde man mehrere Blogs anmelden so würden auf dieser Seite mehrere Blogs stehen. Man kann dann den eigenen Blog oder die Blogs von dieser Stelle aus bedienen und bräuchte sich nicht mehr im eigenen Backup anmelden.

Ein Verwaltungstool das alle Blogs vereint. Das scheint mir gar keine schlechte Idee zu sein. Wenn man bei WordPress.com noch einen kostenfreien Blog angelegt hat, so erscheint dieser ebenfalls in der Liste.

Ein Klick auf Info und man kann mehr über das Plugin erfahren, ein Klick auf aktivieren und das Plugin steht für den Blogbetrieb zur Verfügung.

Auf den ersten Blick eine tolle Sache, ob die Verwaltungsoberfläche bei WordPress.com oder die angebotenen Plugins.

Nach Hause telefonieren und anderes

[rp]Es ist also klar dass bei aktiviertem Jetpack es einen Datenaustausch zwischen Blog und wordpress.com besteht. Die Daten rauschen über den Atlantik in die USA und zurück. Was geht dorthin und was kommt zurück? Da bin ich kein Fachmann, habe aber Fantasie genug um mir vorzustellen dass einiges auch außerhalb meines Wissenskreises geschieht.

[rp]Leider sind die AGB und die Hinweise zum Datenschutz nur in Englisch. So kann man sich nur mit Mühe einen Überblick machen. Jedenfalls gibt es Formulierungen die auf unseriöse Seiten abzielen. Doch was ist unseriös und wer bestimmt das? Wer liest mit und werden wie bei Yahoo, Google und Co die Daten an die NSA weiter gereicht? Auskünfte darüber wird man nicht erhalten.

[rp]Ein weiteres Problem stellen die deutschen Datenschutzrichtlinien dar. Diese schreiben vor dass der Nutzer der Seite darüber informiert werden muß wenn Daten den eigenen Server verlassen.

Besonders kritisch ist die Situation beim Plugin Kommentare (von Sergej Müller / WP Seo) und Statistik. Das deutsche Datenschutzrecht steht einigen Plugins im Wege. Auf diese Problematik wird auf wordpress.org beim Plugin Jetpack German nochmals eingegangen.

[rp]Desweiteren scheint Jetpack Module selbständig zu aktivieren ohne vorher zu fragen. Das bedeutet es werden Dinge installiert ohne Zustimmung. Dieses kann man mit einem Plugin unterbinden. Generell finde ich dieses Vorgehen mehr als fragwürdig. Wenn man paranoid ist kann man sich durchaus fragen was da noch alles in welchem Auftrag eingespielt wird. Inzwischen gibt es ein Plugin um das selbständige aktivieren von Modulen zu verhindern.

Ein Wort zu Datenschutzrichtlinien. In Deutschland steht man mit einem Fuß in der Abmahnfalle wenn man einen Besucher in den AGB oder im Impressum nicht darauf hinweist was ein google+ Button bedeutet. Auf der anderen Seite hat die NSA längst alles erfasst bevor überhaupt jemand diesen Absatz lesen kann. Die Deutsche Regierung tut nichts dagegen.

Es ist also ein dummes Spiel. Eigentlich sollte man im Impressum darauf hinweisen dass sämtliche Daten mit dem Einverständnis der Bundesregierung abgegriffen werden.

[rp]Als weiteren, aber nicht unwichtigen Punkt sind die Ladezeiten anzusehen. Jetpack verlängert die Ladezeiten was sich bei Google negativ niederschlagen kann.

[rp]Wer weiß wie es mit Jetpack weiter geht? Baut man komplett auf Jetpack und die Firma Automattic gerät irgendwann in andere Hände oder die Firmenphilosophie ändert sich, so kann es sein dass die Arbeit von Jahren kaputt ist. Man muß sich bewußt sein dass man sich mit Jetpack in andere Hände begibt. Man ist nur noch zum Teil “selbständiger” Blogger.

[rp]Was denken andere Entwickler über Jetpack? Ist es nicht demotivierend ein Kommentarsystem als Plugin zu programmieren und keiner will es downloaden weil Jetpack eines mitbringt? Es kann durchaus sein dass der eine oder andere Entwickler sich zurück zieht oder vorhandene Plugins nicht mehr aktualisiert. Jetpack kann durchaus ein gefährlicher Weg für die Vielfalt der Plugins auf WordPress.org darstellen.

Was nutze ich von Jetpack?

Nichts mehr. Ich habe Jetpack installiert und getestet. Einige Plugins laufen nicht richtig, andere Plugins hatte ich schon als Einzellösung.

Das einzige was mich wirklich noch fasziniert ist das Omnisearch. Ein Suchmodul für den Adminbereich. Gibt man einen Suchbegriff ein so wird der ganze Blog durchsucht. Nach Plugins, Beiträgen, Kommentaren aufgelistet findet man die Dingen in denen das Wort vorkommt oder in Zusammenhang steht. Dafür suche ich einen guten Ersatz.

Mein Fazit

Jetpack ist eine tolle Idee und gut gemacht. Die Plugins sind teilweise erschreckend gut aber es funktionieren nicht alle. Der ungefragte und undurchsichtige Datenaustausch macht das Plugin unschön. Für mich das ko Kriterium Jetpack länger auf der WordPressinstallation zu belassen.

Wie seht ihr Jetpack? Nutzt ihr Jetpack? Was sind eure Erfahrungen?

27 Gedanken zu „Jetpack für WordPress – Pro und Contra“

  1. interessante Recherche zum wordpress. Ich bin mit WordPress.com nie klar gekommen und kann die Einschränkungen nicht ab. Das merkt man schon wenn ein Kommentaf für eine Blog bei diesem Anbieter geschrieben werden muss. Beruhigt mich, doch die bessere Variante, als Eigeninstallation zu nutzen.
    Habe mich übrigends nach langer Suche auch für die mitgelieferte neue Galerie von WordPress entschieden, besser gibt’s das im Moment kaum und reicht für meine Belange.

  2. Hallo Roland,
    Dieser Artikel von dir ist wirklich gut! Er deckt alle wichtigen Punkte ab. Ich habe mich von Jetpack getrennt weil es mir einfach zu aggressiv war und permanent wollte das man ein Upgrade macht auf die Version die etwas Kostet.

    Gruß
    Benjamin

  3. Hallo Benjamin, vielen Dank für das Lob.
    Ich mag diese Hinweise auch nicht. Zudem geben mir diese Hinweise das Gefühl dass jemand in meinem Wohnzimmer sitzt den ich gar nicht da haben möchte.
    Lieber Plugins und ab und an etwas spenden um eine Motivation zur Weiterentwicklung geben.

  4. Na jetzt war ich aber wirklich knapp davor mir das in den Blog zu laden : )

    Ich bin schon kein Fan von Dingen wie Cloudservices (Support, Ticket, Foren, etc.) und ‘hostet’ Sachen die ich nicht komplett auf meinem Server nutzen kann und nun hätte ich mir sogar einen Datenerschleicher direkt unter die Haube geschoben.

    Vielen Dank für den ausführlichen und ernüchternden Artikel,
    Steve

  5. Sehr interessanter Artikel!
    Wenn ich mir eine Anmerkung zum Layout erlauben darf: Ich finde es sehr schwar den Text zu lesen, während ich langsam nach unten scrolle. Grund: Das Marmor-Hintergrundbild! Eine einheitliche weiße oder beige Fläche hinter dem Text wäre für die Lesbarkeit einfach suuuuuper!!
    Alles Gute weiterhin mit dem Blog!
    Markus

  6. hallo Markus, vielen Dank für deine lieben Worte.
    Das mit der Leserlichkeit ist wohl wahr, daran muss ich noch arbeiten.
    Allerdings möchte ich auf einen zumindest leicht strukturierten nicht verzichten.
    Aber daran muss gearbeitet werden, das ist Fakt.

  7. Danke für diesen Beitrag. Ich teste gerade Jetpack und habe immer wieder “unkontrollierbare” Admin logouts. Ich habe das Plugin nun deaktiviert um zu überprüfen ob das Plugin dafür verantwortlich ist. Aufgrund deiner Ausführungen überlege ich es zu deinstallieren.

  8. Ich finde Jetpack inzwischen einfach zu mächtig. Sicherlich sind interessante Funktionen enthalten aber was mich z.b. richtig stört ist die Tatsache, dass nach der Installation gleich alles mögliche aktiviert ist.
    Man muss erst umständlich die Funktionen, die man nicht benötigt, deaktivieren. Der Link dazu liegt auch noch etwas versteckt, macht auch keinen guten Eindruck. Richtig ist auch der Einwand mit der Ladezeit.
    Für mich insgesamt ein klares Nein zu Jetpack. Die Funktionen die man wirklich benötigt kann man auch separat einrichten.

  9. Hallo Dirk, das ist ja mal ein aufschlussreicher Artikel, welcher sich kritisch mit Jetpack auseinander setzt. Überall lese ich, dass es offensichtlich das Nonplusultra ist. Dem ist wohl nicht so wie du ausgeführt hast. Viele Plugins habe ich bereits getestet und im Einsatz. Ich bräuchte also sowieso nicht alles. Nur die Verbindung zu den sozialen Netzwerken und das Sidebararchiv hätte mich interessiert. Werde wohl erst mal von einer Installation absehen.

    Danke nochmal für die Ausführungen, Grüße Daniel

  10. Hallo,
    Danke für Deinen umfassenden Bericht! Mich kotzt es einfach nur noch an, dass von unserer Regierung alles brav abgenickt wird. Leider gibt es keine europäische Gegenstelle zu unseren abhörgeilen Freunden 😉 Die regulieren lieber den Krümmungsgrad unserer Bananen! hmm nunja… Apropos: Hättest Du eine Alternative zur Jetpack Kommentarfunktion? Bei der man dem Blog per email etc folgen kann? Danke!

  11. Hallo Timo,
    ich kenne keine Alternative, muß aber auch sagen dass ich mich mit Kommentaren und was das beste ist noch nicht beschäftigt habe. Vermutlich ein Versäumnis. Ich spitze die Ohren, wenn ich was höre dann melde ich mich. Aber du wirst vermutlich die gleichen Quellen nutzen wie ich. Beste Grüße und schönen Feiertag 🙂

  12. Schön recherchiert und dargestellt.
    Ich bin auf der Suche nach einem guten Statistik Plugin auf Jetpack gestossen.
    Nach dieser Lektüre hier werde ich es nicht installieren vor allem weil ich etliche Features bereits als Einzelplugin habe und mich ein selbstständig agierendes Plugin nerven würde, ebenso wie dauernde “Kaufhinweise”

  13. Bin nicht ganz der Ansicht, die du da vertrittst – es gibt da einige Funktionen, die man sonst nicht findet.
    Der guten Ordnung halber: der gute matt heißt nicht ‘mullenberg’ sondern ‘mullenweg’.

    Gruß aus Hamburg
    Bernd

  14. Auch von mir ein großes Danke für diesen aufschlußreichen Artikel, der auch mich von Jetpack fernhalten wird 😉
    Mein Beweggrund war das Modul “Share Stats”. Ich fand die Aufbereitung der Shares zu Facebook & co. sehr gut.
    Was wäre eine vergleichbare Alternative dazu?
    Hat jemand eine Statistik im Einsatz, die die Shares verfolgt?
    Würde mich über Tipps sehr freuen!
    Grüße, Bill

  15. Jetpack ist oder evtl. war wirklich eine nette Idee. Ich selbst habe es aus all in one Bequemlichkeit auch eine Zeit lang auf meinen Blogs verwendet. Allerdings merkte ich auch, wie die Geschwindigkeit meiner Blogs darunter litt. Meine Meinung: Unnötiger Balast für jede WordPress Installation.

Schreibe einen Kommentar