Am Freitag, 1. Juni 2012, beschloß die Gläubigerversammlung die Drogeriemarktkette Schlecker pleite gehen zu lassen. Insolvenzverwalter Geiwitz hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt um das Unternehmen zu retten. Mögliche Interessenten als Nachfolger für Schlecker boten zu wenig.
Reiz und Fluch von Schlecker
Schlecker war Synonym für die Ausbeutung von Mitarbeitern. Fast wie in keinem anderen Unternehmen wurden Schleckermitarbeiter ausgenützt und Gefahren ausgesetzt. Das hatte zwar angefangen sich zu ändern, aber der Ruf war in der Welt und einige Verbraucher kauften dort nur noch ein, wenn es gar nicht anders ging.
Oft war es gar nicht anders möglich als bei Schlecker zu kaufen. Da sind wir schon bei dem extrem tollen Vorteil von Schlecker. Fast überall gab es eine Filiale, selbst in kleineren Dörfern oder in Stadtvierteln wo sich sonst kein Geschäft befand. Schlecker war wirklich nah am Kunden, zumindest wenn man von der räumlichen Nähe spricht. Schlecker bot für viele eine Einkaufsmöglichkeit um die Ecke ohne gleich wegen Toilettenpapier ins Auto steigen zu müssen. Für viele alte Menschen ohne Fahrmöglichkeit war Schlecker einfach der Einkaufsladen. Fast wie Tante Emma um die Ecke.
Auch ich hatte Schlecker eine Zeit lang reichlich genutzt. Immerhin hatten die fast alles. Von Kaffee bis Zigaretten, für ein Bloggerleben unentbehrlich, bis hin zu Kerzen und Blumenerde.
Schlecker und Arbeitsplätze
Lassen wir mal die Bedingungen außer acht. Schlecker hatte häufig Personal das sonst auf dem heutigen Arbeitsmarkt schwer unterkommt. Ab 40 gehört man zum alten Eisen, ab 50 ist man Grabverweigerer. Schlecker bot für viele Familien den notwendigen Job um über die Runden zu kommen. Diese Jobs gibt es nicht mehr und wird es in dieser Form so schnell nicht wieder geben. Denn eines muß ich sagen, sympathischer sind mir die anderen Drogeriemarktketten nicht. Bei Rossmann und Co fehlt mir die familiäre Ausstrahlung die ein etwas zu eng geratener Schleckermarkt hat. Es war in vielen Filialen sowas wie Wohnwagenfeeling, mich hats nicht gestört. So kam ich mit der einen oder anderen holden Weiblichkeit ins Gespräch weil man sich über Wegerechte absprechen mußte.
Man kann nur hoffen, dass die Mitarbeiter ähnlich gute Jobs finden. Immerhin haben sie hohe Eigenverantwortung erlernt. Ob das Andernorts gefragt ist, keine Ahnung. Die Mitarbeiter mußten viel durchmachen, von der ersten Insolvenzankündigung bis hin zum Hoffnungsschimmer.
Der historische Kassenzettel
Heute war ich bei Schlecker, nochmal Zahnbürsten für meine elektrische Zahnbürste von AS besorgt. Dieses Teil läuft seit Jahren ohne Mangel. Ein gutes Produkt, aber ohne Zahnbürste nicht zu gebrauchen, außer um summenden Lärm zu machen oder um damit in der Nase zu bohren.
Bis Ende Juni haben die Schleckerfilialen noch geöffnet. Es wird in dieser Verkaufsphase viele Rabattaktionen geben. Also holt euch auch ein historisches Zeitdokument in Form eines Kassenzettels von Schlecker.