A bayrischer Cowboy in Ostfriesland, das mag eine nette Randnotiz in einer Zeitung sein, solange man nicht selbst dieser Cowboy ist. Dem ist aber nicht so.
Dem Nachbar ist ein übermütiges Jungrind mit ausgeprägtem Bewegungsdrang abhanden gekommen. Da dieser Nachbar Probleme mit dem Knie hat und das Rind durchaus bereit war, Wege einzuschlagen, die nicht für einen Traktor geeignet sind, sattelte ich mein Drahtpferd, verzichtete aufgrund der gebotenen Eile auf Cowboystiefel und Hut und jagte querfeldein, immer bestrebt, Fluchtwege abzuschneiden. Doch wer die ostfriesische Ecke kennt, in der ich lebe, der weiß um die vielen Wassergräben. Es ist keine Idealkombination, kniehohes Gras, Nieselregen, Dämmerung und Ortsunkenntnis. Das hat wohl auch das Rind bemerkt und fand immer wieder Auswege.
Nachdem das über beide Ohren grinsende Jungtier vor dem Gatter stand, brachte es der Bauer nicht rechtzeitig auf und das Rind machte sich wieder auf den Weg ins Hinterland. Nach einer weiteren halben Stunde und völlig außer Atem mußten wir einsehen, dass das nichts mehr wird. Es gesellte sich zu einer anderen Herde und wird dann wohl morgen früh eingefangen.
Neben dem bayrischen Cowboy hatte ich auch den Song:
komm hol das lasso raus
wir spielen cowboy und indianer
wir reiten um die wette ohne rast und ohne ziel
hast du mich umzingelst
werde ich mich ergeben
stell mich an den Marterpfahl
komm hol das lasso raus
so wie beim ersten mal
– im Ohr.
Was bei Frauen wunderbar funktioniert, wurde hier kurzerhand über den Haufen geworfen, mangels Marterpfahl, Lasso und der Sache mit der Umzingelei.