Es droht eine fotografische Lücke

Roland Engert

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Verbraucherinfo

erstellt am:

Filmrollen
alte Filmrollen für den Fotoapparat

Digitales Vergessen ist gerade in aller Munde. Die Suchmaschinen sollen auf Antrag bestimmte Links nicht mehr in den Suchergebnissen auflisten. Zumindest soll das in Europa funktionieren, so der europäische Gerichtshof.

Dagegen gibt es Dinge die werden vergessen, ganz automatisch, ob man will oder nicht. Das sind digitale Produkte, zum Beispiel Fotos. Was man früher noch auf Papier hatte verschwindet heute auf Datenträgern und läuft Gefahr unwiederbringlich verloren zu gehen.

Warum ist das so und was kann man dagegen tun?

Von Anfang an

Wart ihr schon mal in einem Museum? Dort kann man Dinge bestaunen die sind teilweise mehrere tausend Jahre alt. Ob nun eine robuste Keilschrift oder zarte Wandzeichnungen. Selbst wenn man nur ein paar hundert Jahre zurück geht, kann man Bilder großer Künstler bestaunen. Alles Werke die Jahrhunderte, teilweise unter sehr ungünstigen Bedingungen, überdauert haben.

Wir erhalten durch diese Kunstwerke einen guten Einblick über unsere vergangenen Kulturen und somit über unsere Herkunft. Und aller Voraussicht nach überdauern diese Werke noch viele weitere Jahrhunderte.

Das erstaunliche daran, diese Werke werden noch lange bestaunt werden können, während aus unserer Epoche so wenig wie nie zuvor übrig bleiben wird.

Analoge Fotos

Zu Zeiten der analogen Fotografie musste man vor dem fotografieren überlegen denn jedes Foto kostete Geld. Kosten für den Film und Kosten für die Entwicklung der Fotos ob als Papierabzug oder als Dia.

Alte Fotos von meiner Kindheit gibt es noch heute in meiner Fotokiste oder Fotoalben. Dias die mein Vater gemacht hat sind heute noch alle vorhanden.

Digitale Fotos

Fotos aus meiner Digitalzeit gibt es reichlich, ein guter Teil davon befindet sich auf einer kaputten Festplatte. Und das ist eines der Probleme – Fotos werden genug gemacht doch der größte Teil wird über kurz oder lang nicht mehr existieren.

Die Gründe dafür sind:

  • kaputte Festplatten
  • Computerviren
  • sich ändernde Datenformate
  • Datenträger ändern sich, man denke an die Zeit der Floppydisk
  • DVD oder CD bekommen Kratzer oder werden falsch gelagert
  • DVD und CD gelten als endliche Speichermedien, teilweise sind sie nur 10 Jahre haltbar

Das sind nur einige Aspekte wenn es um die Haltbarkeit von digitalen Daten geht. Es droht eine fotografische Lücke, vor allem auf privater Ebene. Wertvolle Erinnerungen gehen verloren wenn man sich nur auf digitale Fotos verlässt.

Alternativen

altes Fotoalbum
altes Fotoalbum

Man muss nicht auf digitale Fotografie verzichten, nur sollte man wertvolle Fotos nicht nur als Bit und Bytes aufbewahren. Wer meint ein Ausdruck mit dem Drucker wäre die Lösung der irrt. Diese Ausdrucke sind ebenfalls nur gegrenzt haltbar, meist verblassen diese bei Tageslicht recht schnell.

Alternativ kann man wichtige Fotos weiterhin in ein Fotolabor geben und sich wie bei der analogen Fotografie als Papierfoto zuschicken lassen. Die andere, meiner Meinung nach wesentlich elegantere Möglichkeit besteht darin aus den wichtigsten Fotos ein Fotobuch zu machen.

Ein Fotoalbum erstellen ist heute keine große Kunst mehr, wobei es aber auch hier auf das Detail ankommt wenn man lange Freude daran haben will. Genannt sei zum Beispiel die Bindung.

Fazit

Wer Fotos dauerhaft behalten möchte und zum Beispiel auch Enkeln etwas aus der eigenen Zeit zeigen möchte, der sollte sich nicht auf Festplatten und Co. verlassen.

Man könnte sich ja für jedes Jahr ein Fotoalbum erstellen, sozusagen ein persönliches Jahrbuch. In 5 Jahren sieht keiner mehr auf die Festplatte was denn heute war, ein Buch nimmt man immer wieder gerne zur Hand.

Eine andere Idee ist die, alte Fotos aus der Fotokiste einzuscannen und daraus ein Fotobuch zu machen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Es muss nicht immer das große Fotobuch sein. Will man eine kleine Fotoserie machen, so gibt es für kleines Geld auch Minifotobücher für ein paar Fotos und in Minuten erstellt. Ein Grillabend, eine Vereinsfeier, Übergabe des Führerscheins oder ein sonstiges Ereignis kann man so schnell zu einer vorzeigbaren und dauerhaft haltbaren Erinnerung machen.

Kümmert euch mehr um eure wichtigen Fotos, denn schneller als man denkt sind sie weg. Werdet ihr irgendwann von einem Enkel gefragt wie es damals war habt ihr nichts mehr zum vorzeigen.

4 Gedanken zu „Es droht eine fotografische Lücke“

  1. Du guten alten Filme, einmal klassik immer klassik. Auch wenns mal n bisle länger dauert. Aber ich find, dass ist es echt wert 🙂

  2. Die gleiche Entwicklung ist auch bei den Filmen zu sehen. Ein Freund von mir arbeitet bei Kodak und ist für den Vertrieb von Filmrollen bei Großkunden zuständig. Seinen Job wird er wohl nur noch ca. 9 Monate machen können, dann hat das letzte große Filmstudio auf digital umgestellt. Die einzigartige Qualität auf der Filmrolle kann auch digital nicht 1zu1 imitiert werden…

  3. Servus Roland,

    wie du schon anmerktest musste man sich früher Gedanken machen
    wenn man was fotografierte. Heute ist das aber nicht anders, die meisten habe es nur vergessen oder besser gesagt verlernt bekommen.

    Ich finde es nicht schlimm dass dieser digitale Schrott irgendwann
    verschwindet, im Gegenteil. Wer ernsthaft ein Foto macht wird dieses auch weiterhin auf die alte Weise speichern.

    Übrigens, ich wollte auch wissen wie gut die neuen Fotos aus dem Labor eigentlich sind und habe dazu eins draußen aufgehängt. Das Foto hängt seit 2008 draußen. Wie es jetzt ausschaut kannst du hier (http://www.hochfelder.de/bilder/fototest.jpg) sehen.

    Ich finde das Ergebnis erstaunlich und kann nur jedem empfehlen
    wieder Fotos wie aus der analogen Zeit zu erstellen, mit all den Vorzügen der digitalen Fotografie.

    Aber dann muss man sich wieder Gedanken machen sonst hat man den ganzen Schrott auf Papier. Es hat sich also nichts geändert, wir habe es nur vergessen oder besser gesagt verlernt bekommen.
    Oh, das hatte ich ja schon geschrieben 🙂

    Gruß aus Niederbayern
    Stefan vom Hochfeld

  4. Hallo Stefan,
    mein Vater hat zuhause noch tausende Dias stehen. Die Diaabende waren legendär und für und Kinder langweilig. Heute hätte ich große Freude an einem Diaabend. Dieses “schnell auf dem PC ansehen” hat keinen Stil und schafft auch nicht die nötige innere Aufmerksamkeit.

    Das “vergessen” was du ansprichst ist der bewusste Umgang mit etwas. Nicht einfach mal so ein schnelles Foto und dann auch noch Beifall in Facebook erwarten.

    Es gibt aber natürlich auch die bewußten Digitalisten die genau wissen was sie tun. Das sind aber auch die, die das eine oder andere Foto zu Papier bringen.

    Liebste Grüße von der Nordseeküste
    Roland 🙂

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